Chaotisch und charismatisch

Schüler des Literaturkurses der Stufe 12 am Michael-Ende-Gymnasium führten „Sechs Personen suchen einen Autor“ auf.

St.Tönis. Impulsive Szenen und starke Emotionen — der Literaturkurs der Stufe 12 zeigte im Forum des Michael-Ende-Gymnasiums seine Inszenierung von Luigi Pirandellos „Sechs Personen suchen einen Autor“.

Während eine Gruppe von sieben Schauspielern ein neues Stück probt, platzt auf einmal eine schwarz gekleidete Familie herein und verlangt ihr persönliches „sehr trauriges Drama“ aufführen zu dürfen. Die Familie behauptet, Bühnenfiguren eines unfertigen Schauspiels zu sein, die von ihrem Autor verlassen wurden. Aus diesem Grunde bitten sie den Direktor des Theaterstücks für ihn spielen zu dürfen.

Anfangs scheint der Direktor nicht sonderlich interessiert zu sein, doch mit jedem Satz, den diese Theaterfiguren erzählen, wirkt ihre Lebensgeschichte echter. Nachdem der Direktor zustimmt, das Projekt zu realisieren, stößt er auf echte Probleme. Die Familie kann sich nicht einigen, aus welcher Sicht das die Geschichte geschildert werden soll. Dazu möchten sie nicht von den Schauspielern verkörpert werden, da diese niemals so real wirken können, wie sie selbst.

Diese packende Familiengeschichte wird voller unbewältigter Emotionen von den unfertigen Bühnenfiguren dem Theaterdirektor und seiner Truppe vorgestellt. Die weiße Farbe im Gesicht der sechs Personen signalisiert die Leblosigkeit der Figuren. Sie sollen durch die Inszenierung ihrer Lebensgeschichte lebendig gemacht werden.

Die Reaktionen der Zuschauer an diesem Abend sind sehr positiv: Die Schüler haben interessiert gelauscht und sind gefesselt von dem Stück. Dazu trägt die Mischung aus chaotischen und charismatischen Schauspielern bei. Besonders als der jüngere Sohn Suizid begeht, weil er sich für den Tod seiner Schwester verantwortlich fühlt, herrscht Totenstille im Forum Corneliusfeld.

Auch einige wenige Textpatzer können das schöne Gesamtbild der Vorführung nicht beeinträchtigen. Vor allem die ständige Frage „Was ist Phantasie und was ist Wirklichkeit?“ regt durch das gesamte Stück zum Nachdenken an. „Eine ausgezeichnete Vorstellung — die harte Arbeit hat sich wirklich gelohnt“, lobt der stellvertretende Schulleiter, Wolfgang Folz am Ende.

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