Tönisvorst Banges Warten auf einen OGS-Platz

Viele berufstätige Eltern sind auf die Offene Ganztagsgrundschule angewiesen. Doch in Tönisvorst fehlen noch etliche Plätze.

Tönisvorst: Banges Warten auf einen OGS-Platz
Foto: Reimann

Tönisvorst. Einschulung? Einschulung ist eine große Schultüte. Der erste offizielle Tag mit Tornister auf dem Rücken. Vielleicht ein bisschen Bauchweh. Herzklopfen auf dem Weg in die Klasse. Kinderlächeln mit süßer Zahnlücke. Stolze Eltern. Eine neue Weichenstellung in jeder Familie.

Im Sommer wird Jenni Thelens Tochter Fiona in der Gemeinschaftsgrundschule Corneliusstraße in St. Tönis eingeschult. „Eigentlich ein tolles Ereignis“, sagt die Mutter. Aber wenn sie daran denkt, legen die Sorgen los. Setzen sich fest, quälen Gedanken am Tag und in schlaflosen Nächten. Sie machen der jungen Frau körperlich und seelisch zu schaffen. Denn: Jenni Thelen und ihr Mann haben noch keinen OGS-Platz (Offene Ganztagsschule) für ihre Tochter.

Beide sind berufstätig. Jenni Thelen arbeitet in Krefeld-Fichtenhain, 30 Stunden in der Woche, täglich von 8 bis 14 Uhr. Zurzeit nutzt und zahlt sie 45 Betreuungsstunden pro Woche in der Kita Hoppetosse. Morgens ab 7.30 Uhr. „Das passt perfekt.“

Zeitgleich mit Fionas Anmeldung bei Rektorin Ulrike Dau an der GGS Corneliusstraße im November 2016 haben die Eltern einen OGS-Platz beantragt. Dann banges Warten. Im Januar die erste Nachfrage in der Verwaltung und von dort der Hinweis, ein Bescheid folge im April.

Am 8. März bestätigt die GGS Corneliusstraße, dass Fiona ab Sommer dort i-Dötzchen wird. Einen Monat später folgt ein Negativ-Bescheid aus der Verwaltung: kein OGS-Platz. Fiona steht auf der Warteliste. Wie lang die ist und wo darauf sich Fiona befindet, ist zunächst unklar. Auf Nachfrage folgt die Auskunft, dass 25 Kinder auf der OGS-Warteliste der Corneliusstraße stehen. Fiona sei im oberen Drittel.

Jenni Thelen und ihr Mann bangen seitdem. Sie plagt Zukunftsangst. „Wir wollen keine Wunder, wir wollen ein Gespräch, dass unsere Sorgen deutlich werden und eine akzeptable Lösung gefunden wird.“ Tagesmutter, so ihre Erfahrung, nähmen kaum größere Kinder an. Es müsse doch möglich sein, dass eine Stadt wie Tönisvorst „kreativ und spontan auf die Bedürfnisse der Familien eingeht. Wir müssen miteinander reden“. Die Sorgen, was wird, wenn sie keinen OGS-Platz bekommen, wachsen jeden Tag. Wie geht es beruflich weiter? Und damit auch finanziell? Die Familie hat vor kurzem im Kehn gebaut.

24 weitere Eltern warten allein an der GGS Corneliusstraße auf die Zusage für einen OGS-Platz. Darunter eine Mutter, deren Mann im Schichtdienst arbeitet. Sie ist im Einzelhandel beschäftigt. Eine Betreuung ihres Jungen in der OGS wäre zwingend, um Familie und Beruf vereinbaren zu können. Eltern und Schwiegereltern können nicht dauerhaft aushelfen. Sie sind selbst noch berufstätig oder wohnen weiter weg. Sie müsste ohne eine tragfähige Betreuungslösung ihren langjährigen Job aufgeben, um täglich für ihren Sohn nach Schulschluss da zu sein. „Aber ohne Betreuungsaussicht finde ich auch keine andere Arbeit.“

Die St. Töniserin und ihr Mann überlegen, ihren Sohn an der Schulstraße anzumelden. Dort gibt es noch freie OGS-Plätze. Vor dieser möglichen Weichenstellung plagt die Mutter aber eine Sorge: „Nachher habe ich weder die Wunschschule noch den Betreuungsplatz.“

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