Tengelmann-Fleischwerk vor Schließung

Bei einer Kaiser’s-Übernahme durch Edeka würden wohl auch Regionalverwaltung und Logistikcenter aus Viersen verschwinden.

Tengelmann-Fleischwerk vor Schließung
Foto: Busch

Kreis Viersen. Auch wenn Kaiser’s-Mitarbeiter nach einem Krisengipfel neue Hoffnung schöpfen dürfen: Das zur Tengelmann-Gruppe gehörende Birkenhof-Fleischwerk in Viersen soll bei einer Übernahme durch Edeka geschlossen werden. Den rund 90 beschäftigten Arbeitnehmern sollen nach Gewerkschaftsangaben andere Arbeitsplätze im Edeka-Verbund angeboten werden.

Die Gewerkschaft NGG hatte den Weiterbetrieb des Fleischwerkes in Viersen gefordert. Edeka hingegen hatte die Schließung zur nichtverhandelbaren Voraussetzung für einen Tarifabschluss mit Beschäftigungssicherung erklärt. „Im Interesse der Gesamteinigung“, so teilte die Gewerkschaft mit, habe die NGG dem schließlich zugestimmt. In den Birkenhof-Werken Donauwörth in Bayern und Perwenitz in Brandenburg sind laut Tarifvertrag betriebsbedingte Kündigungen für drei Jahre ab Übernahme durch Edeka ausgeschlossen. Zudem müssen an diesen beiden Standorten Investitionen erfolgen.

Rewe, Markant und Norma sollen offenbar ihre Beschwerde gegen die Ministererlaubnis für die Übernahme von Kaiser’s Tengelmann durch Edeka zurückziehen. Das teilte die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi mit. Damit könnte die Ministererlaubnis von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) greifen, die eine Fusion unter Auflagen vorsieht — darunter die, dass keine Jobs gestrichen werden dürfen.

Bereits im Mai hatte die Gewerkschaft Verdi berichtet, dass Edeka im Falle einer Übernahme das in Branchenkreisen als veraltet geltende Logisticenter von Kaiser’s in Viersen (rund 250 Mitarbeiter) und die Regionalverwaltung schließen will. Unklar ist, welche Auswirkung das auf die benachbarte Kaiser’s-Filiale an der Ernst-Moritz-Arndt-Straße hat. Dort sollen überwiegend Kaiser’s-Mitarbeiter Einkäufe tätigen. Bislang gilt sie als die profitablere der beiden Kaiser’s-Filialen in Viersen.

Mitarbeiter reagierten auf die Nachricht der möglichen Übernahme zurückhaltend. „Wir dürfen nichts sagen“, erklärte Birgit Stanke, Filialleiterin der Kaiser’s-Filiale in Schaag. „Und wir wissen auch nichts.“ Sie hätte sich allerdings gewünscht, wenn auch Nettetals Bürgermeister Christian Wagner (CDU) die Betriebsversammlung am Mittwoch in Viersen besucht hätte. Dort hatte Viersens Bürgermeisterin Sabine Anemüller (SPD) zu den Beschäftigten gesprochen und die Informationspolitik von Kaiser’s kritisiert. Wirtschaftsförderer Thomas Küppers saß im Wirtschaftsförderungsausschuss, als ihn die Nachricht von der Einigung erreichte. „Ich will kein Wasser in den Wein schütten, aber ich erinnere mich noch gut an den Auftritt von Kaiser’s bei der Expo Real im Jahr 2009.“ Damals habe das Unternehmen erklärt, seine Zentrale auf jeden Fall in Viersen zu behalten. „Nur wenige Wochen später gab das Unternehmen bekannt, dass es die Zentrale nach Mülheim verlagert“, erinnert sich Küppers.

Die einstige Firmenzentrale hat die Stadt ans Land NRW vermietet, als zentrale Aufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge. Mangels Flüchtlingen steht das Gebäude derzeit leer. Der Viersener Enver Bodera freut sich, wenn durch die Übernahme „möglichst viele Jobs erhalten bleiben“. Kaiser’s-Kunde Volker Biermann hält einen Edeka im Löhcenter für die bessere Lösung: „Mit Kaiser’s bin ich nicht zufrieden, Netto reicht nicht. Edeka hat ein besseres Sortiment.“ Kaiser’s-Kunde Jakob Münch aus Schaag sagte: „Es wäre sehr schön, wenn Kaiser’s bleibt. Gerade für ältere Kunden wäre es schade, wenn die Filiale schließen müsste und nichts anderes käme.“ Ähnlich sieht das auch Herbert Steinraths aus Schaag: „Ohne Supermarkt ist der Ort tot.“

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