So liebt der Niederrhein Rosenkrieg nach Liebes-Aus

Scheidungs-Anwalt Lars Busch sprach mit der WZ über implodierte Beziehungen, zerstörte Hoffnungen, die Bedeutung des Geldes — und ein berühmtes Beispiel aus Hollywood.

So liebt der Niederrhein: Rosenkrieg nach Liebes-Aus
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Willich. Lars Busch ist Fachanwalt für Familienrecht in der Kanzlei Hasler Kinold Jensen Rechtsanwälte, die auch in Willich einen Standort hat. Der 45-Jährige ist verheiratet und Vater eines einjährigen Sohnes.

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Herr Busch, etwas pathetisch gefragt: Entdecken Sie bei Ihren Mandanten noch Spuren der Liebe?

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Lars Busch: Durchaus. Vor allem dann, wenn ich diejenige Seite vertrete, die verlassen wurde. Da sind dann oft noch einseitig Gefühle im Spiel — was natürlich zu besonders bitteren Enttäuschungen führen kann.

Haben Sie ein Beispiel?

Busch: Wenn eine Ehefrau ihrem Mann noch ein Jahr lang die Wäsche gemacht, obwohl er de facto ausgezogen ist. Das habe ich schon erlebt. Auch zum Abendessen kam der Mann noch regelmäßig nach Hause. Als er seiner Frau dann schließlich offenbarte, dass eine gemeinsame Zukunft definitiv ausgeschlossen sei, waren ihre Hoffnungen dahin und sie war am Boden zerstört.

Fast jeder kennt mindestens ein Rosenkrieg-Beispiel aus der eigenen Familie, dem Freundes- oder Bekanntenkreis. Warum heiraten Menschen Ihrer Meinung nach eigentlich noch?

Lars: Ein Grund ist sicher die romantische Vorstellung, die viele Menschen nach wie vor vom Heiraten haben. Ein weiterer Grund ist meiner Erfahrung nach die gegenseitige Absicherung: Beim Heiraten verspricht man einander, sich immer zu unterstützen, auch finanziell.

Wie erleben Sie die Enttäuschung, wenn ein solches Versprechen plötzlich nichts mehr wert scheint?

Busch: Es gibt Leute, die gehen erst zum Anwalt, wenn sie emotional mit ihrer Beziehung abgeschlossen haben. Wenn die Liebe, wie man so schön sagt, erkaltet ist. Das sind dann verhältnismäßig nüchterne Termine. Wenn eine Beziehung aber regelrecht implodiert ist und der Bruch erst wenige Tage zurückliegt, spielen Emotionen eine große Rolle. Bei solchen Erstgesprächen geht es nur zu maximal zehn Prozent um juristische Inhalte. Da bin ich vor allem als Zuhörer gefragt.

Was erzählen Ihnen die Menschen?

Busch: Die ganze Geschichte des Zerwürfnisses aus ihrer Perspektive. Sie erzählen von ihren emotionalen Verletzungen. Und von der Schuld des Ex-Partners. Heutzutage werden entsprechende WhatsApp-Verläufe und Facebook-Posts gezeigt, um die Verfehlungen des anderen oder der anderen deutlich zu machen.

Dabei spielt das Schuldprinzip bei Scheidung doch juristisch gar keine Rolle mehr…

Busch: Schon seit den 70er Jahren nicht mehr. Aber viele Betroffene wollen sich und ihrem Umfeld klar machen, dass sie selbst keine Schuld am Scheitern der Beziehung haben.

Ist das nicht menschlich verständlich?

Busch: Natürlich ist es das. Aber für das Ende einer Beziehung gilt in den allermeisten Fällen der alte Spruch: „Dazu gehören immer zwei“.

Welche Rolle spielt das Geld im Trennungsprozess?

Busch: Im Grunde genommen streitet man ausschließlich über Geld, aber mit emotionalem Hintergrund: Was bin und war ich — beziehungsweise unsere Beziehung — wert? Diese Frage spielt auch in Fragen des Sorgerechts für die Kinder und im Umgang mit den Kindern eine Rolle, wenn es ausnahmsweise nicht um Geld geht.

Elisabeth Taylor und Richard Burton haben nach ihrer ersten Scheidung noch einmal geheiratet - haben Sie das als Anwalt auch schon mal erlebt?

Busch: Ja, und es ist genauso ausgegangen, wie Ihr Beispiel aus Hollywood: mit einer zweiten Scheidung.

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