Grefrath/Kempen Mit dem Rad vom Standesamt zur Trauung unter freiem Himmel

Leonie und Dirk Groth haben im Sommer geheiratet. Erst gaben sie sich das Ja-Wort standesamtlich in der Burg Uda, danach auf dem Mengelshof in Kempen. Davon handelt die zweite Folge der großen Serie "So liebt der Niederrhein".

Grefrath/Kempen: Mit dem Rad vom Standesamt zur Trauung unter freiem Himmel
Foto: Tobias Böttcher

Grefrath/Kempen. „Ein Fest ist nur so gut wie seine Gäste“, sagt Dirk Groth. „Genau“, pflichtet ihm Leonie bei, die Frau, die seit dem 3. September seinen Nachnamen trägt. „Alle haben uns unsere Hochzeit zu einem unvergesslichen Tag gemacht.“

Grefrath/Kempen: Mit dem Rad vom Standesamt zur Trauung unter freiem Himmel
Foto: Kurt Lübke

Beide strahlen und sind gerührt zugleich. Zücken die Handys, lassen den herrlichen Septembersamstag in Sekundenschnelle in Bildern Revue passieren. Dem Paar ist anzumerken, wie schön dieser Tag war. Das Fest. Die Atmosphäre. Die Freude allerseits bei ihrer Hochzeit am Niederrhein. „Es war perfekt.“

Grefrath/Kempen: Mit dem Rad vom Standesamt zur Trauung unter freiem Himmel
Foto: Kurt Lübke

Dirk Groth, 33, aus Oedt, und Leonie Schlösser, 27, aus Dülken, kennen sich „seit Ewigkeiten“. „Ich habe mit ihrem Bruder Basti Tennis gespielt.“ Sebastians „kleine“ Schwester war immer mit zu den Meisterschaftsspielen gekommen.

Vor sechs Jahren wurden Dirk und „Leo“ ein Paar. Ihre Freundeskreise hatten sich oft in Sebastians neu bezogenem Haus getroffen. Für den Schritt zum Ehepaar nahmen sie Anlauf. Im vergangenen Dezember machte Dirk seiner Freundin auf einer Skipiste in Ischgl den Heiratsantrag.

„Bei Kaiserwetter, etwas abseits von der Piste!“ Zu diesem Zeitpunkt für Leonie völlig unerwartet, obwohl sie es sich bereits hatte vorstellen können, mit Dirk die Ehe einzugehen. Mitgereiste Freunde erfuhren am Abend von dem Antrag.

Grefrath/Kempen: Mit dem Rad vom Standesamt zur Trauung unter freiem Himmel
Foto: Kurt Lübke

Die Kalendermonate bis zur Hochzeit Anfang September waren reich gefüllt mit Überlegungen, Absprachen, Planungen und Buchungen. Am wichtigsten sei es gewesen, einen Ort zu finden, an dem gefeiert werden sollte. Ausgeguckt wurde schließlich der Mengelshof in Unterweiden — „ganz urig und liebevoll eingerichtet, wie wir das lieben“, sagt Leonie.

„Es war schnell klar, dass wir nicht kirchlich heiraten“, erzählen beide. Sich im Trauzimmer in der Dorenburg im Niederrheinischen Freilichtmuseum das Ja-Wort zu geben, konnten sie sich gut vorstellen, aber zu ihrem Hochzeitsdatum war es dort nicht möglich. So nahmen sie Burg Uda in Oedt in den Blick. Nach einer Besichtigung des Trauzimmers im Turm war klar: Hier wird geheiratet. Im kleinen Kreis, nur mit Familie und Trauzeugen, vielleicht 20 bis 25 Gästen. Mehr passen auch nicht in diesen Raum.

Ihr Eheversprechen nur mit dem Ja einer standesamtlichen Trauung zu besiegeln, das war beiden allerdings nicht feierlich genug. So entschlossen sie sich zusätzlich zu einer freien Trauung. „Wir waren bis zu diesem Zeitpunkt noch auf keiner, stellten uns das aber sehr schön und persönlich vor.“

Im Internet wurden sie auf Petra Mix aus Köln aufmerksam, die eigentlich beruflich in der Finanzwelt zu Hause ist, aber zum Ausgleich nebenberuflich freie Trauungen anbietet — „mein Lebensausgleich“, sagt sie. „Ich mag die Geschichten der Paare, die sie erzählen, mag es zu erleben, wie sie mit einander umgehen.“

Beim ersten Treffen mit den jungen Leuten vom Niederrhein in Köln sei ihr sehr schnell klar gewesen: Man ist sich sympathisch und hat eine Vertrauensebene. „Das passte!“ Petra Mix: „Die beiden waren entzückend. Sie haben mit viel Liebe und Toleranz den Ablauf ihres Tages austariert.“ Ihr Geheimnis sei es, sagt Mix, „dass sie einander so sein lassen, wie sie sind. Ich gebe den beiden 100 Jahre miteinander!“

Reinreden wollte Petra Mix dem Brautpaar nicht. Nur einen Tipp gab sie: „Nicht Standesamt und freie Trauung an einem Tag.“ Das Paar nahm es auf, entschied sich aber anders.

Morgens wurde in Oedt geheiratet. Nach der Trauung stiegen die Frischvermählten noch auf den Turm, um die Hoch-Zeit und die Aussicht auf vertraute Wege und Viertel zu genießen. „Dirks Elternhaus haben wir aber nicht genau sehen können.“

Anschließend verabschiedeten sich Dirk und Leonie Groth kurze Zeit von ihren Familien und Trauzeugen. Dirk fuhr mit dem geschmückten Fahrrad seiner Schwester vor, in dem Leonie Platz nehmen konnte. Bei bestem Wetter legten die beiden in trauter Zweisamkeit die zehn Kilometer Wegstrecke zum nächsten Feierort, dem Mengelshof, zurück. Dirk: „Uns war es wichtig, allein noch etwas gemeinsame Zeit zu haben.“

100 Gäste erlebten in Kempen die freie Trauung mit. Viele von ihnen haben die Zeremonie zu einer Traumhochzeit werden lassen. Felix Ehren und „Totter“ Christopher Janowski beispielsweise, die drei Titel auf der Gitarre spielten, dabei kurzerhand die vereinbarte Reihenfolge verließen, weil sie eine eigene Strophe von „Plötzlich perfekt“ beisteuerten. Erheblichen Anteil hatten auch „unsere Geschwister, die uns ewig kennen“, sagt Dirk. Die Reden seiner Schwester Nicole, von Leos Bruder Basti und die Worte von Leonies Freundin Hanna seien so besonders gewesen. „Es war eine tränenreiche Hochzeit“, sagt Leonie, lacht und wirkt gerührt zugleich. „Alle haben sich so viel Mühe gegeben. Für uns war es eine Traumhochzeit.“

Wie gesagt, ein Fest ist nur so gut wie seine Gäste. Zu ihnen gehörte auch Leonies Neffe Pepe, acht Jahre jung. Er überbrachte zur freien Trauung die Ringe und erlebte die Hochzeitsfeier seiner Tante bis zum nächsten Morgen früh um sechs Uhr mit — als Leonie ihre Brautschuhe schon längst gegen bequeme Flip-Flops getauscht hatte.

Bilder davon kann er sich demnächst immer bei Tante Leo ansehen — wenn das Hochzeitsbuch fertig ist, mit den vielen Bildern, die Dirks Freund Tobias Böttcher gemacht hat. Unvergessliche Motive eines Feiertages am Niederrhein. So liebt der Niederrhein. . .

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