Tönisvorst Ja-Sager sind herzlich willkommen

Seit 32 Jahren ist Manfred Küsters (60) Standesbeamter in Tönisvorst. In dieser Zeit hat er etwa 3000 Ehen besiegelt. Nur Routine ist die Arbeit im Trauzimmer aber nicht.

Tönisvorst: Ja-Sager sind herzlich willkommen
Foto: Friedhelm Reimann

Tönisvorst. Das kleine Wörtchen „Ja“ hat in seinem Berufsleben eine ganz besondere Bedeutung: Seit 32 Jahren ist Manfred Küsters Standesbeamter in Tönisvorst. Wie viele Liebes-Beziehungen hat er in dieser langen Zeit ganz offiziell besiegelt, wie viele Ja-Worte gehört, wie viele Ehen geschlossen? So ganz genau kann es der 60-Jährige nicht sagen: „Aber um die 3000 werden es schon gewesen sein.“ Manche seiner Kunden hat er sogar mehrfach im Trauzimmer begrüßen dürfen — doch davon später mehr.

Als er 1984 zum Standesbeamten bestellt wurde, war das schon ein besonderer Schritt für den Diplom-Verwaltungswirt: „Im Studium kam dieser Fachbereich nicht vor.“ Für die Arbeit im Standesamt sei eine Zusatzausbildung notwendig gewesen, denn hier komme eine ganze Palette unterschiedlicher Tätigkeiten im Bereich des Personenstandsgesetzes zusammen, die man in eigener Verantwortung erledigen müsse. Dazu gehören vor allem Beurkundungen von Personenstandsfällen — also Geburten, Eheschließungen, Verpartnerungen und Todesfälle. Aber auch alle Anliegen der Namensführung sowie Prüfung der Ehefähigkeit vor dem Ja-Wort werden im Standesamt erledigt.

„Was wir im Trauzimmer machen, ist das Sahnehäubchen“, sagt Küsters. Wobei es gerade hier nicht nur auf gute Fachkenntnisse ankommt. „Da müssen sie durch Persönlichkeit überzeugen.“ Kann man so etwas lernen? Wenn man das notwendige Fingerspitzengefühl mitbringe, dann schon, ist der Standesbeamte überzeugt: Er selbst gebe Seminare unter dem Titel: „Wie verhalte ich mich angemessen im Trauzimmer?“

„Oft schüttet ihnen jemand das Herz aus“, berichtet Manfred Küsters von seiner Tätigkeit. Denn im Standesamt geht es nun mal hauptsächlich um familiäre Angelegenheit — und die sind nicht immer nur lustig.

Bevor er quasi im Dienst der Liebe tätig wird und die Ehe schließt, bereitet sich Manfred Küsters auf das jeweilige Paar individuell vor. Das Vorgespräch mit dem Brautpaar in seinem Büro — das allerdings nicht zwingend vorgeschrieben ist — hilft ihm dabei ungemein.

Wie hat sich das Paar kennengelernt? Wo wurde der Antrag gemacht? Gibt es gemeinsame Hobbys? Solche Fragen sind dort Thema — die Antworten fließen dann in seine Ansprache ein, wenn’s ernst wird mit der Ehe. Mimik, Gestik, Körperhaltung — solche Anhaltspunkte nehme er zusätzlich auf, um bei der Trauung den richtigen Ton zu treffen, erzählt Küsters: „Meine Paare beobachte ich deshalb ganz genau.“ Denn nur routiniert abgewickelt werden dürfe dieser so wichtige Moment im Leben zweier Menschen nicht.

„Ich spreche vor allem von den guten Seiten und den Herausforderungen einer Ehe — nicht von den schlechten Zeiten“, erzählt der lebenserfahrene Standesbeamte. Seinen Paaren wünscht er, dass sie glücklich und zufrieden sind — wobei ihm klar ist, dass dieser Wunsch nicht immer in Erfüllung geht: „Es gab hier auch welche, die ich schon dreimal verheiratet habe.“ Doch ebenso gibt es andere Fälle. „Mein allererstes Paar von 1984 sehe ich manchmal im Ort. Die sind immer noch zusammen“, erzählt Manfred Küsters — und lächelt.

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