Kempen Flaschenpost: Heiratsantrag aus Malta

Die WZ hat auf dem Kempener Buttermarkt romantische Geschichten gesammelt — darunter eine hollywoodreife Liebeserklärung aus dem Mittelmeer.

Kempen: Flaschenpost: Heiratsantrag aus Malta
Foto: Lübke

Kempen. Am Nikolaustag des Jahres 2000 bekam Christel Dreit einen Brief aus Malta. Die Kempenerin wunderte sich. Zwar hatte sie wenige Monate zuvor gemeinsam mit ihrem Freund den Inselstaat besucht. Doch enge Kontakte in die Mittelmeer-Republik bestanden nicht.

Kempen: Flaschenpost: Heiratsantrag aus Malta
Foto: Lübke

Kurzerhand öffnet sie den mysteriösen Brief. Als sie begriff, um was es sich handelte, fiel sie aus allen Wolken. Oder besser gesagt: Sie landete auf Wolke Sieben. Denn sie hielt den Heiratsantrag ihres Lebensgefährten in Händen — ursprünglich per Flaschenpost abgeschickt.

Christel Dreit ist gestern extra zur Mobilen Redaktion am Buttermarkt gekommen, um ihre ganz besondere Geschichte zu erzählen. Thema waren Erlebnisse rund um die Frage: Willst du mich heiraten?

„Während unseres Malta-Urlaubs hat mein künftiger Mann unbemerkt die Flasche von der Fähre ins Meer geworfen“, erzählt die Kempenerin. Inhalt: Der an Christel Dreit adressierte Brief mit dem Heiratsantrag, ein erklärendes Schreiben an den Finder sowie fünf Dollar für das Porto nach Deutschland. Nach kurzer Reise ging die romantische Post einem maltesischen Fischer ins Netz. Und dessen Frau, eine Englischlehrerin, sorgte dafür, dass die Liebeserklärung in die richtigen Hände gelangte.

Christel Dreit war allein zu Hause, als sie den Umschlag öffnete. „Ich habe sofort meinen Mann auf der Arbeit angerufen. Ich konnte kaum sprechen“, erzählt sie sechzehn Jahre später noch immer sichtlich gerührt. Die Flaschenpost war ein voller Erfolg: Im März 2001 wurde geheiratet.

Doch es muss nicht immer Malta sein. Ein aus Heidelberg stammender Wahl-Kempener, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, erzählte vom Heiratsantrag im weltberühmten Brühler Schlosspark. 50 Jahre ist es her. Aber: „Die Parkbank könnte ich Ihnen heute noch zeigen“, sagt der Mann mit einem Lächeln.

Ebenfalls auf 50 Jahre Ehebund blicken Ursula und Heinz Külkens zurück. Sie stammt aus Krefeld, er aus St. Tönis, geheiratet wurde in Forstwald. „Wir waren vorher schon sechs Jahre befreundet“, erzählt Heinz Külkens. Er habe seiner Zukünftigen dann die entscheidende Frage gestellt.

Eine Ur-Kempenerin, auch sie möchte ihren Namen nicht nennen, ist seit 53 Jahren mit ihrem Mann verheiratet. Das sei heutzutage ja schon fast das Bundesverdienstkreuz wert, scherzt sie. „Wir kannten uns von Kindesbeinen an, sind in einer großen Clique Rollschuh gefahren und an der winterlichen Burg gerodelt.“ Als beide Anfang 20 waren, habe ihr späterer Mann dann einen netten Abend genutzt und um ihre Hand angehalten.

Das belgische Ehepaar Devaere ist für drei Tag in Kempen. Beide haben Erinnerungen an zwei Hochzeiten in Süddeutschland in guter Erinnerung: „Die Kinder von deutschen Freunden haben uns zu den Festen eingeladen. Die Feiern waren ganz anders als bei uns in Belgien“, sagt er. Eines der Paare war unterschiedlicher Konfession, konnte zunächst keinen Pfarrer finden: „Schließlich haben sie in einem Dorf gefeiert, es wurde viel musiziert. Auch der Pfarrer hat mitgesungen.“ Drei Tage wurde gefeiert, ehe die Devaeres wieder in ihr Wohnmobil nach Hause stiegen.

„Wie war Ihr Heiratsantrag, Herr Clemens? Romantisch?“ Peter Clemens grinst hinter seinem Gemüsestand auf dem Buttermarkt und antwortet: „Eher niederrheinisch. 1977 war das.“ Das muss er näher erklären. „Wir waren beide 18, da habe ich sie gefragt. Aber sie hat mir einen Korb gegeben.“ Waltraud Clemens kommt hinzu und stellt mit einem Augenzwinkern klar: „Ich wollte doch nicht heiraten, nur weil er nicht zum Bund wollte.“ Drei Jahre später fragte Peter seine Waltraud noch einmal und sie sagte ja. 1981 wurde geheiratet. Seit 25 Jahren arbeiten die beiden auch gemeinsam. Peter Clemens rechnet vor: „Miteinander leben und arbeiten, das zählt doppelt und reicht für die Goldhochzeit!“

Die Goldhochzeit hat ein Paar, das den WZ-Stand passiert, schon hinter sich: „Wir sind 55 Jahre miteinander verheiratet“, erzählt die 81-jährige Kempenerin. Sie lobt die Serie „So liebt der Niederrhein“, die sie rege verfolgt.

Auf den Aufruf der WZ-Redaktion hat sich auch Melanie ´Cadima aus Kempen gemeldet. Ihre E-Mail erreichte uns am 12. Dezember, „passend zu unserem heutigen 7. Hochzeitstag. . .“. Sie erzählt von einem besonderen Moment, den sie 450 Kilometer Luftlinie von Kempen entfernt erlebt hat: „Mein Mann hat mir den Antrag in London gemacht, in der Nähe vom Hardrock-Café. Da ist er plötzlich auf die Knie gefallen und fragte, ob ich ihn heiraten wolle. Ich habe gar nicht damit gerechnet und war völlig sprachlos. Fürs Ja hat es aber noch gereicht.“

Kempens Stadtführer Gustav Gijsemans ist so gerührt, als sei die Geschichte, für die er extra den Weg zur WZ zurückgelegt hat, gestern passiert. Dabei liegt sie fünf Jahr ezurück. Hauptakteure: Dachdecker Dominik Zupp und seine damalige Freundin Verena Verstege. Er fragte sie am Nachmittag des Heiligen Abends auf einem Turm der Kempener Burg. Sie sagte ja, Gijsemans kam hinzu, stieß auf dem Turm mit an und erlebte mit dem Paar einen einmaligen Moment: Ein Stern aus dem Weltall zog vorbei, Weltraumschrott, der hätte nicht passender verglühen können.

Wunderbare Geschichten!

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