Gelegenheit zum Bummeln

Schiefbahn hat einen lebendigen Ortskern mit gut sortierten Läden. Probleme gibt es mit Parkplätzen und einer Bauruine.

Schiefbahn. „Es ist ja richtig schnuckelig hier.“ Die Frau (49) aus Mönchengladbach schaut sich etwas überrascht auf der Hochstraße um. Sie ist heute zum ersten Mal in Schiefbahn — und hätte ein so gutes Angebot in dem „Dorf“, wie sie sagt, gar nicht erwartet. Eine Auswahl gut sortierter kleiner Läden sowie Cafés und Gaststätten laden zu einem Bummel ein. Mit ihrer Einschätzung trifft die Gladbacherin auch aus Sicht von Rainer Höppner, Vorsitzender der örtlichen Werbegemeinschaft, den Nagel auf den Kopf.

„Die Aufenthaltsqualität in Schiefbahn muss so bleiben, wie sie ist“, sagt der Einzelhändler. Sie lasse sich sogar noch verbessern, etwa durch das Aufstellen von Bänken. Die Werbegemeinschaft hatte dazu im vergangenen Jahr eine Initiative gestartet. Sie wird in diesem Jahr fortgesetzt. „Das ist ein erster Schritt“, sagt Höppner.

Der Ort kann sich sehen lassen. Zu diesem Ergebnis kommt das Einzelhandelsgutachten für die Stadt Willich, das im Vorjahr fortgeschrieben worden war. „Insgesamt ergibt sich durch die hochwertige Gestaltung und die kompakte und klare Nutzungsstruktur eine positive und freundliche Einkaufsatmosphäre“, heißt es darin.

Christel Holter, Innenstadt-Koordinatorin bei der Stadt, will dem nicht widersprechen. Auch aus ihrer Sicht hat Schiefbahn einen funktionierenden, lebendigen Ortskern. „Punktuelle Verbesserungen“ seien gleichwohl möglich. Als Beispiel nennt sie die ungenutzten Werbevitrinen an den Bushaltestellen Hubertusplatz: „Die bieten keinen schönen Anblick.“ Eine bessere Nutzung für Kulturwerbung sei denkbar. Auch könne man eine Vitrine der Werbegemeinschaft zur Verfügung stellen oder einen Stadtplan aufhängen.

Zunächst aber steht die Realisierung eines viel größeren Projektes an: Noch in diesem Jahr soll der Bau des neuen Edeka-Marktes beginnen. Bisher liegt er zwar gut erreichbar im Ortskern gegenüber dem alten Rathaus. Aber die Verkaufsfläche von 240 Quadratmetern ist nicht mehr zeitgemäß.

Der neue Markt entsteht in unmittelbarer Nähe, nämlich zwischen Hoch- und Niederstraße im Gebiet „Bleek“. Er liegt also fast genauso zentral wie bisher — bei einer Verkaufsfläche von dann 1620 Quadrametern. In den Laden soll ein Backshop und ein Geschäft für Floristik integriert werden. Etwa 150 öffentliche Parkplätze, die von zwei Seiten erreichbar sind, werden nach Abschluss der Arbeiten zur Verfügung stehen. Die werden auch benötigt: Edeka rechnet mit 10 000 Kunden pro Woche.

„Das ist ein wichtiger Schritt, um das Zentrum von Schiefbahn weiterzuentwickeln“, hatte Johannes Bäumges (CDU) schon im Vorjahr im Planungsausschuss erklärt. Im Blick hatte er dabei auch, dass Penny den Ort verlassen hat und Plus/Netto in den Außenbereich umgesiedelt ist. Die Baugenehmigung für den Edeka-Markt ist mittlerweile erteilt worden.

Welche Geschäfte fehlen noch im Ort? Rainer Höppner hat kaum Wünsche. „Ein Baumarkt irgendwo in Willich wäre gut für alle Bürger der Stadt“, sagt er. Ist in Schiefbahn also alles in Butter? Nicht ganz: Die Ruine der Baustelle „Hubertuszentrum“ bleibt ein Schandfleck im Herzen des Ortes. Denn auch die Wohnanlage Ginkgo-Park, die dort nachfolgend geplant wurde, gibt es bislang nur auf dem Papier.

Ein bisschen Bewegung ist in der Sache aber erkennbar. „Die Unterlagen für den Bauantrag sind mittlerweile weitgehend vollständig“, heißt es aus der Stadtverwaltung. „Wir arbeiten gerade die restlichen Fragen ab und reichen diese Unterlagen dann ein“, ergänzt Investor Christian Paschertz, Geschäftsführer der W. Paschertz Grundstücks GmbH. Einen konkreten Zeitpunkt für den Baubeginn könne er im Moment aber nicht nennen.

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