Sorgen und Nöte in Berlin

Seit 100 Tagen ist Udo Schiefner für den Kreis Viersen Abgeordneter der SPD im Bundestag.

Sorgen und Nöte in Berlin
Foto: privat

Kreis Viersen. Berliner Arbeitstage sind lang. Das hat Udo Schiefner in den ersten 100 Tagen als neuer Bundestagsabgeordneter der SPD für den Kreis Viersen bereits erfahren müssen. „Von morgens 8 bis 20 Uhr ist man schon unterwegs“, sagt der Kempener. „Und dann kommen noch Veranstaltungen wie parlamentarische Abende obendrauf.“

Am 22. September war Schiefner über die SPD-Landesliste in den Bundestag gewählt worden. Seitdem hat sich sein Leben massiv verändert. Pendeln zwischen Wohnort Kempen, Parteibüro Viersen und Bundestag Berlin ist angesagt. Seine Arbeit als Leiter der Qualitätskontrolle in einer Mönchengladbacher Brauerei liegt längst hinter ihm.

Stattdessen geht’s um Mindestlohn, Gesundheitspolitik und Energiewende. Beeindruckt hat ihn der Prozess um den Koalitionsvertrag. „Dies zu begleiten war eine wichtige Erfahrung“, sagt Schiefner.

Die ersten Plenarsitzungen liegen hinter ihm, jetzt nimmt der neue Bundestag erst so richtig seine Arbeit auf. In zwei Wochen werden die Ausschüsse gebildet. Das sind die Gremien, in denen die wirkliche politische Arbeit geleistet wird. Mehrere Wünsche hat Schiefner angemeldet: Haushalt, Arbeit und Soziales, Verkehr liegen ihm am Herzen, aber auch der Petitionsausschuss. Dort werde man konkret mit den Sorgen und Nöten der Bürger konfrontiert, sagt Schiefner.

Sein Berliner Büro steht. Zwei Mitarbeiter beschäftigt er im Jakob-Kaiser-Haus gleich hinter dem Reichstag. Eine Adresse, die Verantwortung signalisiert: Das Abgeordnetenhaus ist nach Jakob Kaiser benannt, der als Reichstagsabgeordneter der Zentrumspartei unter den Nazis der Gleichschaltung der Gewerkschaften seine Zustimmung verweigerte.

In seiner Nachbarschaft haben viele SPD-Abgeordnete aus NRW ihre Büros. Gleich nebenan arbeiten Michelle Müntefering aus Bochum und Gülistan Yüksel aus Mönchengladbach. Die Wege hat Schiefner inzwischen verinnerlicht: „Man verläuft sich nicht mehr“, sagt der Abgeordneten-Neuling.

Teilnehmen will Schiefner am Parlamentarischen Austauschdienst, damit Studenten aus Osteuropa die Möglichkeit eines Praktikums erhalten, um so das parlamentarische System kennenlernen zu können. Auch am Girls Day will sich sein Büro beteiligen; ein oder zwei Schülerinnen aus dem Kreis Viersen können an diesem Tag ein Programm des Parlaments mitmachen.

Erste Schulklassen aus dem Kreis Viersen haben sich auch bereits bei Schiefner gemeldet, die den Abgeordneten und den Bundestag besuchen möchten. Diesen Kontakt will Schiefner intensivieren. Er hat Schulen und Unternehmen angeschrieben, angeboten, sich bei Problemen an den SPD-Mann in Berlin zu wenden.

Aber auch den umgekehrten Weg will Schiefner gehen. So will er prominente Kollegen aus Berlin in den Kreis Viersen holen. Angesagt hat sich bereits Ulla Schmidt, die Bundestagsvizepräsidentin. Sie will die Lebenshilfe im Kreis Viersen besuchen.

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