Regiobahn: Gladbach stellt sich weiter quer

Mönchengladbach stellt Bedingungen für eine Zustimmung zur Verlängerung der Strecke nach Viersen.

Kreis Viersen/Mönchengladbach. Die Pressemitteilungen der Stadt Willich und des Kreises Viersen waren wohl in Erster Linie als Signal in Richtung Mönchengladbach gedacht, sich beim Thema Regiobahn doch bitte endlich zu bewegen. Denn Verwaltung und Politik der Vitusstadt sind am Zug und müssten ihr Okay dazu geben, dass die Regiobahn, also die Linie S 28, die derzeit den Kreis Mettmann über Düsseldorf mit Kaarst in einem 20- und 30-Minuten-Takt verbindet, über Gladbacher Gebiet führend verlängert wird.

In einem ersten Schritt soll sie bis Viersen mit Haltestellen in Neersen und Schiefbahn ausgebaut werden. Später könnte sie sogar bis Venlo verlängert werden. Für die Gladbacher hat das Thema aber keine hohe Priorität, schließlich bekommt Gladbach keinen eigenen Haltepunkt. Seit knapp anderthalb Jahren, als der Ausbau zuletzt auf der Tagesordnung des dortigen Stadtrates stand, hat sich nichts mehr getan. Wohl auch deshalb also nun die „Erinnerung“ aus dem Kreis Viersen: „In deutlicher Einigkeit und Eindringlichkeit setzen sich Kreisspitze und die Bürgermeister der neun Städte und Gemeinden im Kreis im Rahmen ihrer Konferenz zum Jahresende weiterhin mit Nachdruck für den Ausbau der Bahnlinie S 28 ein“, heißt es darin. Täglich werde die Linie von rund 23 000 Passagieren genutzt, eine Machbarkeitsstudie habe den Nutzen für die Region und die Rentabilität nachgewiesen.

Andreas Coenen, Landrat des Kreises Viersen

Auf Nachfrage reagiert Wolfgang Speen, Pressesprecher der Stadt Mönchengladbach, nicht gerade euphorisch auf den Wink der Nachbarn. Ja, Mönchengladbach sehe in der S 28-Verlängerung „ebenfalls einen Mehrwert für einen Teil des Kreises Viersen“, aber MG möchte Gegenleistungen — oder, wie der Pressesprecher es formuliert: „regionalen Konsens“. Der Kreis Viersen ist wie die Stadt Mönchengladbach Mitglied im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) und hat entsprechend Stimmrecht in der Verbandsversammlung. „Solange dieser regionale Konsens noch nicht hergestellt ist, wird die Stadt Mönchengladbach der Verlängerung der S 28 weiter verhalten gegenüberstehen“, macht Speen deutlich.

Zunächst einmal möchte Mönchengladbach nicht, dass die Regiobahn über Viersen hinaus nach Venlo verlängert wird. Denn man befürchtet, dass der RE 13, der von Hamm über Mönchengladbach bis nach Venlo fährt, dann teilweise gestrichen würde. Eine definitive Zustimmung des VRR zum Erhalt der aktuellen Verbindung wird daher als „alternativlos“ angesehen, so Speen.

Mönchengladbach will aber noch mehr: die Unterstützung bei der Verlängerung der S 8 von Hagen über Wuppertal, Düsseldorf und Neuss über Mönchengladbach Hauptbahnhof hinaus und einen Haltepunkt an der Hochschule Niederrhein. Das bringe „einen Mehrwert für die gesamte Region mit sich. Die Erreichbarkeit von Arbeitsplätzen könnte sich maßgeblich verbessern“, sagt Speen. „Die Stadt Mönchengladbach erwartet aufgrund des erheblichen Mehrwertes für die Region ein Entgegenkommen des VRR.“

Und dann ist da noch der RE 42, der aus Münster kommt und am Hauptbahnhof in Mönchengladbach endet — aber bis Rheydt verlängert werden soll. Auch hier erwartet Mönchengladbach „Entgegenkommen“.

Sollte es schließlich zur Verlängerung der Regiobahn kommen, möchte die Stadt Mönchengladbach gewährleistet sehen, dass sie sich nicht finanziell beteiligen muss und dass kein Güterverkehr über die Schienen rollt — was vor allem die Neuwerker Bürger massiv stören dürfte.

„Für die Vorbehalte aus Mönchengladbach gegen die S 28 gibt es keine sachlichen Gründe“, so der Landrat des Kreises Viersen, Andreas Coenen: „Wir können sicherstellen, dass auf der Strecke keine Güterzüge fahren werden.“ Außerdem gebe es für den Nachbarn Mönchengladbach kein finanzielles Risiko mehr: „Für die Deckung der Betriebskosten stehen inzwischen mehr Geld und günstigere Verteilungsschlüssel zur Verfügung.“

Viersens Bürgermeisterin Sabine Anemüller führt außerdem die Solidarität innerhalb der kommunalen Nachbarschaft ins Feld: „In Viersen haben wir trotz eigener Bedenken das Mönchengladbacher Einkaufszentrum ‚Minto’ nicht unnötig blockiert — jetzt erwarten wir Unterstützung bei einem Projekt, dem die Metropolregion einstimmig zugestimmt hat.“

Willichs Bürgermeister Josef Heyes wirbt mit Vorteilen, die die Regiobahn-Verlängerung für Mönchengladbach haben könnte: „Auch der Norden von Mönchengladbach würde von einem Haltepunkt in Neersen an der Stadtgrenze zu Mönchengladbach profitieren, der eine kurze und bequeme Anbindung an Neuss und Düsseldorf sowie umgekehrt darstellen würde.“ In Gladbach ist man, so munkeln manche, immer noch stinkig auf die Willicher. Denn die haben damals gegen den Ausbau des Gladbacher Flughafens gekämpft.

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