Pfarrer an „Phantom“

Ludwig Kamm hat an Kay Gottschalk (AfD) Brief geschrieben.

Pfarrer an „Phantom“
Foto: rei, dpa

Tönisvorst. Einen öffentlichen Brief von Pfarrer Ludwig Kamm hat gestern Kay Gottschalk bekommen. Der Mann aus Hamburg, der über die Landesliste der AfD in den Deutschen Bundestag gewählt worden ist, hatte sich im Kreis Viersen um das Direktmandat beworben und 7,01 Prozent der Erststimmen bekommen. Was den Pfarrer ins Grübeln bringt.

„Ich weiß nicht, woher 12 036 wahlberechtigte Bürger unseres Kreises Viersen Sie gekannt haben. Mir jedenfalls ist — trotz intensiver Zeitungslektüre der zwei führenden Zeitungen hier im Kreis — niemals auch nur ein Zitat von Ihnen aufgefallen oder begegnet. Kein Plakat, kein Flyer oder sonst ein Werbemittel hat mir Ihren Namen und Ihre Kandidatur bekannt gemacht. Ein Stand mit Fischbrötchen in jeder unserer neun Kommunen wäre doch eine originelle Idee gewesen, die Sie in aller Munde (oder viele Münder) gebracht hätte. So muss ich davon ausgehen, dass rund 12 000 Bürger ein Phantom gewählt haben.“ Das schreibt Ludwig Kamm, der sich seit kurzem im Ruhestand befindet.

„Mich wundert auch nicht, dass Sie am Wahlabend nicht im Kreishaus waren — Sie kannten ja niemanden — Sie kannte niemand“, fährt er fort. „Von Ihnen als Abgeordnetem des Kreises Viersen ist für die hiesigen Bürger nichts zu erwarten, da Sie nichts und niemanden kennen, außer dass Sie schon einmal den Dülkener Karnevalszug gesehen haben.“

Bevor Gottschalk nun anfange, „aus die Republik zu verändern“, müsse er erstmal seine Kenntnisse des Kreises Viersen verändern. „Sie dürfen versichert sein, dass ich Ihnen helfen werde, die Probleme des Kreises — und unserer Gesellschaft — zu entdecken.“ Die Noch-Parteivorsitzende Frauke Petry und AfD-Spitzenkandidat Gauland hätten ja Volksnähe offeriert. „Diese biete ich Ihnen an; denn ich bin ein Teil des Volkes. Da Sie ein öffentliches Amt angestrebt und erhalten haben, werde ich meine Korrespondenz mit Ihnen nicht strikt persönlich führen“, so Kamm. WD

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