Niers ist Lebensraum für viele Fischarten

Die Wasserqualität und der Artenreichtum bei den Fischen hat im Nebenfluss der Maas eine positive Entwicklung genommen. Das hat die Biologische Station Krickenbecker Seen bei Untersuchungen festgestellt.

Kreis Viersen. Mächtig ist der Hecht, eher schmächtig der Hasel: Große und kleine Fische leben jede Menge in der Niers, mehr jedenfalls, als Experten zunächst erwartet hatten. Das hat die Biologische Station Krickenbecker Seen bei umfangreichen Untersuchungen festgestellt. Wie es um die Niers als Lebensraum für Fische bestellt ist, darüber informierte Biologin Stefani Pleines im Infozentrum der Biologischen Station.

Fischreichtum ausgerechnet in der Niers? Vor einigen Jahren noch hätten Fachleute bei dieser Frage abgewunken, galt der Nebenfluss der Maas doch als Abwasserkanal des Niederrheins. Das sieht heute anders aus: „Die Gewässerqualität der Niers hat sich deutlich verbessert, wir haben 34 Fischarten gefunden“, konnte Pleines vermelden. Diese Arten verteilen sich auf verschiedene Lebensräume im Fluss, manche im Oberlauf, andere nur im Unterlauf. Ein Vorzeigefluss ist die Niers zwar noch nicht, doch die Wassergüte liegt „immerhin im oberen mittleren Bereich“ im Bewertungssystem. Was man mit der Schulnote „befriedigend minus“ mit Tendenz nach oben vergleichen könnte.

Stefani Pleines, Biologin

Solch positive Entwicklung kommt nicht von ungefähr, gefruchtet hat die Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinen (EU-WRRL) zum Beispiel durch erste Renaturierungsmaßnahmen, für die der Niersverband zuständig ist. Und der beauftragte auch die Biologische Station mit der Erfassung des Fischbestandes. Das seit fünf Jahren regelmäßig durchgeführte sogenannte Biologische Monitoring in der Niers ist „die größte Untersuchung, die dort je stattgefunden hat“, so Pleines.

„Der Steinbeißer zum Beispiel zeigt eine sehr schöne Entwicklung, er profitiert von den Maßnahmen“, nannte Pleines als Beispiel. Der kleine Grundfisch braucht klares, flaches Wasser, wie es nach Renaturierungen des früher durchgehend kanalisierten Flusses immer häufiger zu finden ist. Um zu solchen Ergebnissen zu kommen, nehmen die Biologen allerlei Strapazen auf sich.

Durchs Wasser watend, vor allem aber vom Boot aus betrieben Pleines und ihr Kollege Jürgen Schwirk Elektrofischen, unterstützt von weiteren Mitarbeitern. Dabei werden die Tiere für etwa zehn Minuten betäubt, gefangen, untersucht, vermessen und danach unbeschädigt wieder freigelassen. „Wir haben an 21 Messstellen zwischen Quellen und Mündung jeweils auf 300 Metern an beiden Uferseiten gefischt“, beschrieb die Biologin das Verfahren. Der größte Fisch war ein Hecht mit 84 Zentimetern Länge.

Als besonders ergiebig zeigte sich dabei zum Beispiel der Mündungsbereich der Nette in die Niers bei Wachtendonk: „19 Fischarten“ wurden allein dort gefunden, offensichtlich findet „ein reger Austausch“ zwischen Niers und den Zuflüssen wie der Nette statt. Austausch aber auch in anderer Weise: „Auch Neozooen, also quasi Neubürger, haben wir in der Niers gefunden“, so Pleines. Neben offensichtlich ausgesetzten Exoten wie Goldfischen sind darunter osteuropäische Arten wie die Marmorierte Grundel, die durch den Rhein-Donau-Kanal übers Gewässersystem des Rheins und der Maas die Niers gelangten.

Ob Speisefische aus der Niers, etwa Zander oder Aal, wirklich essbar seien, wollte einer der rund 50 Zuhörer wissen. Pleines winkte ab, dafür müssten die Fische getötet und auf Rückstände wie Schwermetalle untersucht werden: „Wir töten keine Fische. Ich finde es schon schlimm genug, wenn wir einen Hecht finden, der Wunden in der Oberlippe hat, weil er offensichtlich schon mal an einer Angel hing.“

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