Zu riskant fürs Fernsehen

Die 75-jährige Marita Scholten aus Nettetal ist äußerst agil. Sie hätte es fast zu einer Rolle auf dem Traumschiff gebracht.

Niederrhein. Gar nicht wahr: „Ich sage schon mal, ich wär’ 57, manche glauben mir das“, schmunzelt Marita Scholten. Und gibt dann zu: „Die Zahlen sind natürlich vertauscht, ich bin 75!“

Doch so munter, agil und forsch, wie sie sich gibt, wirkt sie tatsächlich jünger. Weshalb sie fast beim Film gelandet wäre. Kess die kurzen Haare, niedliche Lachfältchen um die hellen Augen, groß und schlank — die Dame macht was her. Sie redet viel und schnell, schwingt dabei die Arme — ein Energiebündel sondergleichen: „Ich fühl mich fit, ja“, sagt Marita Scholten.

Die Seniorin sitzt in ihrer gemütlichen Wohnung in der Curanum-Seniorenresidenz in Nettetal, spricht vom ZDF-Traumschiff: „Da wollte ich mitfahren, ich reise doch so gern.“

Es wäre eine schöne Abwechslung geworden für die gebürtige Westfälin, die lange in Krefeld lebte, manche Länder bereiste. Die indes auch die Schattenseiten des Lebens kennenlernte: Ihr Mann und zwei ihrer fünf Kinder sind bereits tot. Doch Kontakte und Freundschaften erhielten bei Marita Scholten die Lebenslust: „Ohne Leute kann ich nicht, da würde ich versauern.“

So engagiert sie sich im Haus, kümmert sich mit um andere Bewohner, initiierte eine Tipp-Gemeinschaft: „Dabei drücke ich natürlich Borussia die Daumen.“

Dann kam das Fernsehen ins Spiel: Eine Film-Firma suchte „jung gebliebene, tanzbegeisterte Damen im Alter zwischen 55 bis 70 Jahren“ für den ZDF-Film „Abenteuer auf der MS-Deutschland“. Marita Scholten bewarb sich: „Ich bin ein sehr lebenslustiger und hilfsbereiter Mensch“, schrieb sie ans Filmteam. Und: „Fröhlichkeit und Geselligkeit sollte man nicht am Alter festmachen.“

Marita Scholten kam in die engere Auswahl: „Der Regisseur war einen ganzen Nachmittag bei mir, ein gutes Gespräch“, erinnert sich die Seniorin. Dass sie letztlich nicht genommen wurde, wurmt sie nicht: „Ich war beim Casting unter den Top Ten, da kann ich stolz drauf sein.“ Außerdem, meint sie: „Ich bin halt älter als in der Ausschreibung stand, das war dem Fernsehen wohl zu riskant.“

Statt Seefahrt bleiben ihr die täglichen Besuche im Generationentreff am Ort: „Ich kann nur jedem in meinem Alter raten, Kontakte zu pflegen und in Gemeinschaft zu bleiben, sonst geht man unter.“ Marita Scholten lächelt: „Ich lebe schließlich gern!“

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