Wenn der Grenzwald in Flammen steht

Nebelmaschinen sorgten für den Rauch: Feuerwehrleute probten am Sonntag bei Niederkrüchten den Ernstfall.

Grenzland. Es beginnt mit einer Gedankenlosigkeit. Ein Spaziergänger im Wald schnippt achtlos eine Zigarettenkippe weg. Oder von einer Party bleiben die Glasscherben einer zerschlagenen Flasche im trockenen Gras zurück. Und dann kommt die Alarmierung, der alle Feuerwehrleute im Kreis Viersen und den angrenzenden Städten mit großem Respekt entgegensehen: „Es brennt im Grenzwald.“

Was sie dann zu tun haben, wissen die Brandbekämpfer aus Niederkrüchten ganz genau, für einen Feuerwehrmann in waldreichen Gegenden gehört ein solcher Brand zur Ausbildung. Am Sonntag konnten 79 Wehrleute üben, wie sie im Ernstfall vorgehen würden. Mehrere Brandherde am Galgenberg unmittelbar an der Grenze zu Roermond waren gemeldet. Die Gegend dort ist ausgesprochen hügelig, das Gras und das Unterholz sind knochentrocken. „Auch jetzt um diese Jahreszeit hatten wir noch nicht genug Regen“, sagt Erich Vinken von der Niederkrüchtener Wehr.

Im letzten Sommer war es während der Hitzeperiode so trocken, dass die Polizeifliegerstaffel aus Düsseldorf mit speziell ausgebildeten Wehrleuten aus dem Kreis Viersen täglich mit einer Cessna den Grenzwald überflog, um mögliche Brandherde früh zu sehen. Als 1976 der Grenzwald über mehrere Tage hinweg brannte, waren alle Feuerwehren entlang der Grenze im Dauereinsatz. 175 Hektar Wald fielen damals den Flammen zum Opfer.

Wäre am Sonntag der Ernstfall gewesen, hätte die Niederkrüchtener Wehr vorbildlich gehandelt. Mit Flatterband waren mehrere Baumgruppen abgesperrt, die Flächenbrände markieren sollten. Pylonen stellten zusätzliche Brandnester dar, die — wie in der Realität auch — immer wieder aufflackerten.

Um dem Szenario etwas Reales zu geben, hatten die Vorbereiter der Übung Nebelmaschinen besorgt, die den Wald verqualmt aussehen ließen. Auch kleine Rauchbomben kamen zum Einsatz. Die 79 Feuerwehrleute teilten sich in drei Abschnitte auf und gingen an die Brandbekämpfung. Im Ernstfall wäre natürlich auch die Roermonder Feuerwehr mit ausgerückt. Je nachdem, wohin sich ein Waldbrand dann ausbreitet, kommt im Süden die Wegberger Wehr zum Einsatz, nach Norden hin grenzen Brüggen und Nettetal an das Gebiet.

Die Wasserversorgung im Wald erfolgte über Tankfahrzeuge. Jeweils 3000 Liter fasst ein solches Fahrzeug, das an einem der zahlreichen Löschteiche aufgefüllt wird. Die Roermonder Feuerwehr verfügt sogar über ein wesentlich größeres Fahrzeug, das 20 000 Liter fasst.

Die hügelige Landschaft fordert einiges von den Brandbekämpfern. Ihre Einsatzkleidung ist schwer und warm, die Schläuche haben mit Wasser gefüllt auch ihr Gewicht. Die Jugendfeuerwehr hatte zur Stärkung der Einsatzkräfte ein Verpflegungszelt aufgebaut. Auch dieses Zelt würde im Ernstfall zum Szenario gehören, damit niemandem in der Hitze schwindlig wird. Denn Waldbrandeinsätze sind lang, viel länger als die zwei Stunden, die die Niederkrüchtener Wehr für die Übung angesetzt hatte.

Wichtig ist aber das Fazit, das die Übungsleiter zogen: „Alles richtig gemacht, eine vorbildliche Leistung.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort