Tomaten reifen durch Wärme vom Kraftwerk

Im Braunkohlenrevier ist das größte Treibhaus von NRW entstanden. 6000 Tonnen Tomaten sollen pro Jahr geerntet werden.

Niederrhein. Tomatenplantage im Braunkohlerevier: In dem mit 110 000 Quadratmetern größten Gewächshaus von Nordrhein-Westfalen hat die Ernte begonnen. In dem Treibhaus wachsen auf einer Fläche von etwa 15 Fußballfeldern Tomaten. Das von vier Gartenbauern betriebene neue Projekt ist eine Kooperation mit der führenden Vermarktungsorganisation Landgard in Straelen und dem Energieversorger RWE Power AG.

Beheizt wird die Anlage mit Fernwärme aus dem gegenüber gelegenen RWE-Kraftwerk Neurath bei Grevenbroich. „Dadurch kann die energieintensive Tomatenkultur kostengünstig und umweltschonend durchgeführt werden“, heißt es bei Landgard. Rund 375 000 Pflanzen werden so zur Reife gebracht.

Bis zu 6000 Tonnen Tomaten wollen die Landwirte pro Jahr ernten. Die Sorte heißt Lyterno, ist eine mittelgroße Rispentomate und „sehr intensiv und aromatisch im Geschmack“, sagt Wilhelm Baum. Mit drei weiteren Gärtnern hat er sich für das Projekt zusammengetan. Der Straelener verwaltet den Gewächshauspark, Matthias Draek (Straelen) ist für die Logistik zuständig, die Betriebsleitung haben Dirk Drießen aus Nettetal und Carsten Knodt aus Tönisvorst.

In dem Treibhaus mit den gigantischen Ausmaßen fahren Wagen automatisch die geernteten Früchte in die Packhalle und bringen die leeren Kisten wieder zu den Erntehelfern zurück. Abnehmer ist der Discounter Netto mit über 1000 Filialen in NRW. 40 Mitarbeiter werden derzeit beschäftigt, die Zahl soll noch ansteigen.

RWE Power wolle auch weitere Schritte unterstützen, kündigte Vorstandschef Johannes Lambertz an. So soll in einem Versuch geklärt werden, ob auch nur 40 Grad heißes Wasser (bisher 70 Grad) aus dem Kraftwerk zu Heizzwecken in dem Gewächshaus eingesetzt werden kann. Bislang wird im Gemüseanbau Wärme aus Kraftwerken lediglich für Spargel genutzt: Auf den beheizten Feldern kann früher geerntet werden.

Im Gartenbau gibt es nach Angaben des Provinzialverbands Rheinischer Obst- und Gemüsebauern einen Trend zu immer größeren Betrieben. „Man muss wachsen, um der Marktmacht des Handels etwas entgegensetzen zu können“, sagte Peter Muß, Sprecher des Verbandes.

Landgard hat in Norddeutschland ein Projekt für den Anbau von Paprika unterstützt, das so groß ist wie das neue Gewächshaus.

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