Tamilen pilgern nach Kevelaer

10 000 Menschen aus ganz Europa werden erwartet. Sie bitten um Frieden für Sri Lanka.

Kevelaer. „Leider, leider, muss ich arbeiten. Das finde ich richtig schade.“ Jeyaratnam Caniceus ist ein bisschen traurig, weil er am Wochenende Dienst schieben muss. Eigentlich hatte der Tamile, der in Kempen lebt, eine Wallfahrt geplant — nach Kevelaer. Dort kommen am Samstag zum 24. Mal mehr als 10 000 Tamilen aus ganz Europa zusammen.

„Ich war schon 21-mal dabei. In diesem Jahr muss meine Frau mit unseren drei Kindern alleine fahren“, sagt Katholik Caniceus. Im Marien-Wallfahrtsort werden sich am Samstag aber nicht nur tamilische Katholiken treffen. „Es sind auch immer viele Hindus vor Ort“, so der Kempener. Zum einen liege das daran, dass die Hindus viele weibliche Götter haben. So sei eine gewisse Nähe zu Maria gegeben. Zum anderen sei die Wallfahrt aber auch in jedem Jahr „ein großes Wiedersehen“.

„Man trifft Bekannte und Verwandte aus ganz Europa“, sagt Caniceus, der für die Grünen im Kempener Stadtrat und im Viersener Kreistag sitzt. Schließlich seien die Tamilen aus Sri Lanka auf der ganzen Welt verstreut — seit Beginn des verheerenden Bürgerkrieges 1983.

„Es war etwa 1986/87, als der tamilische Pfarrer, der damals für Deutschland zuständig war, die Idee zur Kevelaer-Wallfahrt hatte“, erzählt Jeyaratnam Caniceus, der 1985 nach Deutschland kam. Zunächst lebte er in Vorst, wo sein Vater noch heute wohnt. Danach zog er nach Kerken und 1998 schließlich nach Kempen. „Aus einem kleinen Kreis ist dann nach und nach eine Massenveranstaltung geworden“, sagt der Elektromeister, der im Viersener Krankenhaus arbeitet.

Die Wallfahrt sei aber alles andere als ein Volksfest — auch wenn am Samstag wieder viele Stände aufgebaut sind, an denen man tamilische Produkte kaufen kann. „Das ist ein sehr religiöser Anlass“, sagt der Kempener. Deswegen gebe es auch sehr viele Gottesdienste und Gebete. Schon am Freitagabend geht es mit einem Rosenkranzgebet los. Am Samstag folgen mehrere Festgottesdienste — unter anderem in der Kreuzkapelle und unter der Glaskuppel in Kevelaer.

Die Tamilen werden Maria — die „Trösterin der Betrübten“ — anbeten und um Frieden für ihre Heimat Sri Lanka bitten. „Wirklicher Frieden ist dort nämlich auch nach 28 Jahren nicht eingekehrt“, sagt der Kommunalpolitiker.

Auch heute seien Morde und Plünderungen an der Tagesordnung. „Das wird im Rest der Welt gar nicht mehr wahrgenommen. Die Menschen in Sri Lanka brauchen weiterhin Hilfe, sie haben aber leider keine große Lobby.“

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