Schwan im Glück

Ein Vogel in Niederkrüchten hatte einen Angelhaken im Schnabel. Den geflügelten Patienten zu erwischen, war äußerst schwierig.

Niederkrüchten. Der Schwan hat Schwein gehabt, ganz klar. Schwein, dass er (oder sie) und sein Partner bei den Dauercampern am Campingforst Laarer See so beliebt sind. Denn als am Samstagmittag Marianne Tittel mit ihrem Hund am Ufer spazieren ging, machten sie einige Camper, die direkt am Wasser wohnen, darauf aufmerksam, dass sich einer der beiden in einer wirklich misslichen Lage befand: Durch seinen Schnabel hatte sich ein Angelhaken gebohrt. Ein Stück Angelschnur war noch dran — mit einer Bleikugel. Die benutze man beim Karpfen-Angeln, erklären einige jugendliche Camper, die selbst auch angeln, aber für das, was offensichtlich passiert ist, kein Verständnis haben.

„Hier kommen immer wieder Angler, die einfach ihre Ruten rund um den See verteilen und nicht beaufsichtigen“, sagt eine Frau aufgebracht und deutet in eine Bucht: „Da hinten stehen auch wieder drei.“ Marianne Tittel jedenfalls zögert nicht. Sie alarmiert Platzwart Uwe Koenen. Und der ruft die Feuerwehr.

Ein ungewöhnlicher Einsatz für den Löschzug Niederkrüchten. Aber weil es im Grenzland viele Gewässer gibt, verfügen die Wehrleute über ein Boot. Ein weiteres liegt am See. Mit zwei Booten rudern Feuerwehrleute hinaus, um die Schwäne in die Enge zu treiben und so den Patienten einfangen zu können. Leichter geplant als getan. Obwohl das Tier von dem schweren Gewicht am Schnabel erschöpft sein müsste, entwischt er immer wieder, fliegt teilweise sogar einige Meter. Mehr als eine Stunde lang.

Die Feuerwehr holt sich technische Verstärkung — einen Außenbordmotor. Zunächst hatten die Wehrleute den nicht einsetzen wollen, weil sie fürchteten, der Lärm könne die Tiere erschrecken. Als die beiden weißen Vögel aber auch nicht zutraulicher werden, als ein Feuerwehrmann zu ihnen ins Wasser steigt, kommt der Motor zum Einsatz. Und er wirkt.

Einige Runden dreht das Feuerwehrboot um das Schwanenpaar, dann rettet sich das verletzte Tier an Land — genau in die Arme von Niederkrüchtens Löschzugführer Rainer Engemann. Der packt es am Flügel, dann greifen viele helfende Hände zu. Gemeinsam operieren Camper und Feuerwehrleute den Angelhaken mit einem Saitenschneider aus dem Schnabel. „Alle weg“, warnt Engemann dann, denn keiner weiß, ob das Tier vielleicht zum Dank auf seine Retter losgehen könnte. Das Gegenteil ist der Fall. Engemann treibt den Vogel ins Wasser — und der klettert umgehend raus und läuft ihm nach. Er sucht die Nähe zu den Menschen, setzt sich schließlich mitten auf den Weg und scheint sich feiern zu lassen.

Die Bleikugel mit dem Stück Schnur stellt Platzwart Koenen sicher. Er will, dass sich am Verhalten der Angler etwas ändert. „Ich bin so froh, dass das Tier gerettet werden konnte“, sagt er.

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