Netzwerk der Awo: „Felix muss leben“

Das Netzwerk der Awo kümmert sich um Kinder psychisch kranker Eltern. Doch die Gelder reichen nicht aus.

Niederrhein. Einfach mal Kind sein — für manche Mädchen und Jungen ein Wunschtraum: „Bei ihnen prägen Ängste und Auffälligkeiten die Kindheit, weil ein Elternteil oder beide Eltern psychisch krank sind“, schildert Kerstin Seidel.

Die Sozialpädagogin koordiniert das unter dem Namen Felix bekannte Netzwerk für Kinder psychisch kranker Eltern. Das Modellprojekt der Awo im Kreis Viersen hat vielen Kindern und Familien helfen können. Doch nun gehen die Gelder aus.

Längst am Ende wäre etwa Familie K. aus Nettetal ohne die Hilfe des Netzwerks: Von der „Angst, dass man uns die Kinder wegnehmen könnte“, spricht die Mutter ganz offen.

Sie und ihr Mann sind psychisch krank, die vier Kinder kamen zu kurz, waren wie die Eltern „mit der Situation überfordert“. Bis Familie K. vor einem Jahr über die Hausärztin in Kontakt mit Felix kam. „Hier war sofort einsetzende Hilfe nötig“, erzählt Kerstin Seidel.

Beratungen, klinische Therapien für die Eltern, Vermittlung einer Familienhelferin gehörten zu den ersten Maßnahmen für Familie K. Wie in vielen anderen Fällen in der Region — allein für den Kreis Viersen wird die Zahl von Familien mit psychisch kranken Eltern auf über 2000 geschätzt.

Von Nettetal aus koordiniert Kerstin Seidel mit ihrem Team das Netzwerk, in dem soziale Einrichtungen und Verbände, Kliniken und Jugendämter zusammenarbeiten.

„Weil wir keine Behörde sind, gibt es weniger Berührungsängste“, nennt Seidels Kollegin Melanie Schulten als Vorteil. So können Freizeiten betroffenen Kindern „helfen, sich zu entfalten, sich auszuleben, ohne ständig den Druck der familiären Situation im Nacken zu spüren“.

Im Nacken spürt Felix selbst allerdings finanziellen Druck: „Die Fördermittel durch die Aktion Mensch fließen nur bis Ende 2012“, sagt Abteilungsleiter Martin Lamers. Und die Mitfinanzierung des Modellprojekts durch den Landschaftsverband Rheinland laufe im nächsten Jahr aus. „Aber Felix muss leben“, so Lamers.

Er hofft deshalb, dass „Sponsoren die Arbeit unterstützen, allein schon wegen der vielen betroffenen Kinder“. Wie viel so manche Kinder und ihre Familien dem Netzwerk Felix verdanken, sagt die Mutter der Nettetaler Familie K. ganz nüchtern: „Ohne die Hilfe durch Frau Seidel wäre unsere Ehe gescheitert und die Familie zerbrochen.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort