Mehr Schutz für Radfahrer

Autotüren sollen blinken, wenn sie geöffnet werden. Diese Idee hat Zülfikar Celik zum Patent angemeldet. Doch die Automobilindustrie sperrt sich.

Niederrhein. Plötzlich geht die Autotür auf. Ein Fahrradfahrer kann nicht mehr bremsen und stürzt. Eine solche Situation hat Zülfikar Celik gesehen und er ist heute noch bewegt, wenn er davon erzählt: „Der Radfahrer hätte beinah seinen linken Arm verloren“, sagt der 43-jährige Weseler. Diese Situation ließ ihn nicht los — und brachte ihn auf eine Idee.

Um Radfahrer zu schützen, könnten die Rückleuchten oder Blinker kurz aufleuchten, wenn die Tür geöffnet wird. Die Sensoren an den Türen sind in vielen Autos vorhanden. Nur der Bordcomputer müsste entsprechend programmiert werden.

Der gelernte Schweißer, der sich in seiner Freizeit als Erfinder betätigt, beantragte das Patent für die Idee und nahm Kontakt zu verschiedenen Automobilherstellern auf. Die Reaktionen waren allesamt ernüchternd, berichtet er. Doch Zülfikar Celik gibt nicht auf und will seine Erfindung publik zu machen.

Unterstützung bekommt er vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC). Dort hat man das Potenzial erkannt. „Radfahrer sind durch unvorsichtig geöffnete Autotüren stark gefährdet.

Auch durch vorausschauendes Fahren und Sicherheitsabstand können sie solche Unfälle mit oft folgenschweren Stürzen nicht vermeiden“, heißt es auf der Internetseite des ADFC, wo die „Warnung vor sich öffnenden Autotüren“ als „Überlebenstechnik“ vorgestellt wird.

Das Thema wird in Fachausschüssen, die das Bundesverkehrsministerium beraten, bereits seit Jahren diskutiert. Kritisch wird gesehen, dass es irgendwann ständig blinkt im Straßenverkehr und keiner die Warnung wahrnimmt. Da widerspricht der ADFC. Schließlich sei das Aufblinken der Warnblinkleuchten als „Schließrückmeldung“ üblich, wenn das Auto per Fernbedienung verschlossen wird. Das wurde genehmigt, obwohl diese Funktion allein dem Komfort dient.

Ein weiteres Argument gegen das „Warnsignal“ ist, dass es für schnelle Radfahrer schon zu spät kommen könnte, wenn sich die Tür bereits öffnet.

Hans-Peter David von der Abteilung Grundlagen und Prozesse der Dekra lobt, dass sich in der Entwicklung von Sicherheitssystemen von Autos besonders bei schneller Fahrt bereits viel getan hat. Die Techniken, die in gefährlichen Fahrsituationen greifen, seien sehr ausgereift. „Es wäre toll, wenn man eine praktikable Lösung auch für den Niedriggeschwindigkeitsbereich umgesetzt werden könnte“, so David. Schließlich bedeute das auch einen großen Vorteil für den Autofahrer, der dafür verantwortlich ist, beim Öffnen der Tür keinen Menschen zu gefährden.

In den Gremien tendiere man eher dazu, die Abstandssensoren einzubeziehen und gefährliche Situationen dadurch zu vermeiden, dass sich eine Autotür nicht oder nur schwer öffnen lässt, wenn sich ein anderer Verkehrsteilnehmer nähert.

Die Politik müsse dafür sorgen, dass sich etwas tut, findet Celik. Tatsächlich ist die Einführung eines solches Systems kompliziert. Denn dafür ist die Europäische Union zuständig. Und bevor eine europaweite Umsetzung Wirklichkeit werden könnte, müsste das Verfahren erprobt werden. Das kostet Geld.

Aber Celik will weitermachen. „Es geht mir um die Sicherheit“, sagt der umtriebige Erfinder. 100-prozentige Sicherheit könne es nie geben. Aber seine neue Technik sei schon mal ein Schritt in die richtige Richtung.

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