Lohnenswerte Ausflugsziele: Die Halden am Niederrhein

Wanderwege, Himmelstreppen, Kunstwerke: Die Halden am Niederrhein sind zu lohnenswerten Ausflugszielen geworden.

Niederrhein. Richtige Berge, die gibt es eigentlich gar nicht am Niederrhein. Und doch hat der ansonsten so flache Landstrich Erhebungen, die es in sich haben — und die einen Besuch lohnen. Denn einige Halden am Niederrhein, entstanden im Zuge des Kohleabbaus, sind zu sehenswerten Ausflugszielen geworden.

Über die Uerdinger Rheinbrücke kommt man zum „Magic Mountain“, einer Halde, die mit einem Kunstwerk geschmückt ist, das den schönen Namen „Tiger & Turtle“ (Tiger und Schildkröte) trägt. Sie gehört streng genommen eher zum Ruhrgebiet und nicht im engeren Sinne zum Niederrhein, aber ein Besuch dort ist in jedem Fall lohnenswert. Man kann mit dem Rad bis hinauf zur begehbaren Plastik fahren oder auch einen Spaziergang unternehmen. Die Künstler Heike Mutter und Ulrich Genth haben dort eine Landmarke der ganz besonderen Art geschaffen. Ein bisschen wirkt die Plastik wie eine riesige Achterbahn. Abends ist sie beleuchtet und dann besonders schön und eindrucksvoll. 20 Meter hoch ist „Tiger & Turtle“, gebaut auf der Heinrich-Hildebrand-Höhe, einer alten Zechenhalde im Duisburger Angerpark im Süden der Stadt. Stahl und Zink winden sich hier in sehenswerten Spiralen.

Die Halde „Norddeutschland“, eine frühere Bergehalde des Bergwerks Niederberg in Neukirchen-Vluyn, ist insgesamt über 100 Meter hoch und über eine „Himmelstreppe“ mit 359 Stufen erreichbar. Dioden im Handlauf beleuchten die Treppe. Oben findet man ein skelettförmiges Stahlgerüst, das hier „Hallenhaus“ genannt wird und abends ebenfalls beleuchtet wird. Gleitflieger haben sich dort einen guten Startplatz gesichert haben. Bis zu sieben Kilometer lange Wanderstrecken wurden angelegt und ausgeschildert. Im Sommer bebt die Halde „Norddeutschland“. Sie ist dann Austragungsort des „Dong Open Air Festivals“. Bands der Heavy-Metal-Szene geben sich die Ehre.

Von der riesigen Halde Norddeutschland hat man einen tollen Blick bis weit ins Ruhrgebiet hinein, und man sieht auch schon zur nächsten Halde, die zu Moers gehört und den Namen „Rheinpreussen“ trägt. Wer schon einmal von der Autobahn A 42 nahe Kamp-Lintfort ein rotes Licht auf einem „Berg“ leuchten sah, hat das „Geleucht“ des Lichtkünstlers Otto Piene gesehen, der diese Landmarke auf der Halde „Rheinpreussen“ errichtete. 28 Meter hoch ist die Plastik in Form einer überdimensionalen Grubenlampe, die besonders dann toll aussieht, wenn sie mit ihrem glutroten Licht in die Dunkelheit strahlt. Der Turm des „Geleuchts“, der einstmals sichersten „Davy-Lampe“ nachempfunden, ist begehbar.

Es gibt in der Stadt Moers noch eine weitere Halde: die Halde „Pattberg“, die bis in 75 Meter Höhe führt und für Radler und Wanderer mit gut ausgebauten Wegen ausgestattet wurde. Dort ist geplant, die Halde „Pattberg“ zum geheimnisvollen „Drachenberg“ zu machen und Kinder und Erwachsene auf einen „Drachenweg“ zu schicken. Dort sollen sie mit der Drachensage vertraut gemacht werden.

Ganz im Süden des Niederrheins ist die „Millicher Halde“, eine Abraumhalde der Steinkohlenzeche „Sophia-Jacoba“ in Hückelhoven. Dort will man mit Winzerhilfe aus Rheinhessen eine alte Tradition wieder beleben und Wein anbauen. Das ist zwar noch Zukunftsmusik wie der Drache in Moers, dennoch ist die Halde schon jetzt einen Abstecher wert. Sie ist seit den 70er Jahren bereits begrünt, und 2008 wurde eine steile Treppe mit fast 400 Stufen zum Aussichtsturm gebaut, der aus einer Höhe von 70 Metern den Blick öffnet bis zur Eifel und zu den Rur-Auen. Der Niederrhein ist zwar in der Regel flach, aber ordentlich Treppensteigen kann man hier schon — dank der Halden.

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