Kirche sucht Bürgermeister

Die Vorstände der Pfarrgemeinden werden am Wochenende neu gewählt. Ihre Aufgaben sind vielfältig, das Interesse ist eher gering.

Niederrhein. Der Pfarrer soll nicht zu sehr mit Verwaltungsarbeit belastet werden, damit er vor allem seiner pastoralen Arbeit nachkommen kann. Das ist ein wichtiger Grund dafür, warum es in den Pfarrgemeinden des Bistums Aachen Kirchenvorstände gibt. Sie sind die gesetzlichen Vertreter der Kirchengemeinde und bestehen aus ehrenamtlichen Mitarbeitern, die das Vermögen verwalten. Am Wochenende werden die Kirchenvorstände neu gewählt.

Die Laienvertretung besteht — abhängig von der Größe der Kirchengemeinde — aus sechs bis 16 Mitgliedern. „Den Kirchenvorstand kann man mit dem Bürgermeister und seinen Dezernenten in der öffentlichen Verwaltung vergleichen“, sagt Karl Dyckmans, Justitiar im Bischöflichen Generalvikariat.

Die gewählten Vertreter sind für die Führung des Personals verantwortlich, kümmern sich um die Grundstücke der Gemeinde und den Zustand der darauf stehenden Gebäude. Sie schaffen damit die materielle Grundlage für die Gemeindearbeit.

Durch die Fusion vieler Kirchengemeinden in den vergangenen Jahren hat die Arbeit für die Kirchenvorstände zugenommen. Ein Beispiel ist St. Remigius Viersen: Zur Pfarre gehören rund 21 000 Katholiken, die vor eineinhalb Jahren aus sieben bis dahin eigenständigen Kirchengemeinden verschmolzen wurden. Durch die Zusammenführung stehen Kirchen leer, Pfarrhäuser und andere Mietobjekte müssen vermarktet werden. Darum kümmern sich die Kirchenvorstände genauso wie um undichte Kirchendächer, die repariert werden müssen.

Die Viersener Kirche St. Joseph ist zur Grabeskirche umgebaut worden, in der Urnenbestattungen durchgeführt werden. Viel Arbeit haben die Kirchenvorstände als Ansprechpartner für die Kindergärten. In Viersen sind es acht kirchliche Einrichtungen, in denen rund 100 Erzieherinnen arbeiten.

In der Pfarre gibt es bei den Wahlen zwölf Kandidaten für acht neu zu besetzende Vorstandsposten. Viele ehemalige Vorstandsmitglieder arbeiten jetzt in den Sachausschüssen mit, die sich beispielsweise um Finanzen, Bauprojekte oder Kindertagesstätten kümmern.

Die Wahlbeteiligung lag in der Vergangenheit nur bei acht bis zehn Prozent. Sie entspricht in etwa der Zahl von Katholiken, die in die Kirchen gehen. „Nach der Fusion der Kirchengemeinden war die Wahlbeteiligung höher, weil alle früher eigenständigen Gemeinden ihre Interessen vertreten sehen wollten“, sagt Regionaldekan Johannes Quadflieg, der Vorsitzender des Kirchenvorstands an St. Remigius ist.

Die Kirchenvorstandswahlen finden Samstag und Sonntag meist vor oder nach den Gottesdiensten in der Kirche oder im Pfarrhaus statt. Den Gläubigen wurde das in Pfarrbriefen, Schaukästen an den Kirchen und auf den Internetseiten mitgeteilt. Die vorläufigen Wahlergebnisse werden am Montag veröffentlicht. Das endgültige Ergebnis steht zwei Wochen später fest, wenn die Einspruchsfrist verstrichen ist.

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