Hat die Kirmes noch Zukunft?

In kleinen Orten wird es immer schwieriger, noch Fahrgeschäfte für den Rummel zu finden.

Kreis Viersen. Riesenrad, Achterbahn, Wasserrutsche: Bei der Kirmes auf den Rheinwiesen in Düsseldorf reiht sich eine Attraktion an die nächste. Millionen von Besuchern werden Jahr für Jahr gezählt. Doch in kleineren Städten tut sich der Rummel zunehmend schwer. „In vielen Dörfern rechnet es sich einfach nicht mehr“, sagt Edi Tusch, Schausteller aus Viersen.

In Oedt gibt es seit Jahren keine Kirmes mehr, in Schaag gibt es nur noch einen Minimarkt. Gerade erst fiel die Kirmes in Grefrath praktisch ins Wasser; einige Tage vor dem Rummel wusste die Gemeinde noch nicht, welche Fahrgeschäfte Station machen werden.

Und auch in den Viersener Stadtteilen Dülken und Süchteln wurde das Angebot in den vergangenen Jahren zunehmend reduziert. Steht die Kirmes auf dem Land also vor dem Aus?

„Nein, keinesfalls“, sagt Hans Georg Heintges. Er ist Chef des Schaustellerverbandes Kreis Viersen. Seiner Ansicht nach haben auch die kleinen Veranstaltungen ihre Berechtigung. Er gesteht aber ein, dass vielfach die Attraktivität gelitten habe. Daran seien aber auch die Städte schuld.

Die Plätze seien durch Bebauung, Bänke oder Bäume immer kleiner geworden, hätten ihr Flair verloren. Einzelnen Marktmeistern der Ordnungsämter wirft Heintges „Dienst nach Vorschrift“ und mangelnde Kommunikation vor. „Wenn wie jüngst in Grefrath Fahrgeschäfte ausfallen, können sich die Marktmeister an uns wenden. Wir Schausteller werden dann schon Vertretungen besorgen“, sagt Heintges.

Auch trieben die Kommunen die Kosten in die Höhe. So seien Ausschankgenehmigungen, Stromanschlüsse und Standgebühren viel zu teuer. „Im Verhältnis betrachtet müssen wir in Grefrath höhere Standgebühren zahlen als in Viersen. Das ist ein Witz“, sagt Heintges.

Denn die Kirmes in Viersen zählt zu denen, bei denen die Schausteller das Geld für ihr Saisongeschäft verdienen. „Bei uns ist die Nachfrage deutlich größer als das Platzangebot“, sagt Viersens Marktmeister Christian Eckert. Anmeldungen gäbe es aus dem ganzen Bundesgebiet. Anders sei dies in den Stadtteilen.

Dort gehe die Zahl der Bewerber zurück, meist kämen nur noch die Stammbeschicker. Deshalb habe man schon mehrfach darüber diskutiert, statt mehrerer kleinerer Veranstaltungen eine Großkirmes im Stadtgebiet zu installieren. Doch das stößt auf Widerstand.

Damit würde man gerade den kleinen Schaustellern ein Standbein wegnehmen, sagt Heintges. Denn die Kosten für die Betriebe liefen ja weiter, Fahrgeschäfte seien teuer, und sie müssten jährlich zum TÜV. „Deshalb kämpfen wir um jede Veranstaltung“, so Heintges.

„Viersen müsste eigentlich eine deutlich größere Kirmes haben, und wir wären auch in der Lage, sie attraktiv zu bestücken“, sagt Schausteller Heintges. Doch es fehle der geeignete Platz. Das vorgeschlagene Kaiser’s-Gelände läge zu weit außerhalb, das rechne sich nicht. Und in der Innenstadt könne man nicht erweitern. „Der Parkplatz neben der evangelischen Kirche wäre gut, aber da stören ja die Bäume.“

Heintges fürchtet eher, dass sich das Angebot auf dem Festhallenplatz durch den bevorstehenden Umbau noch verschlechtern werde. Für die Schausteller wäre es beispielsweise wichtig, dass aufgestellte Bänke für die Kirmes abnehmbar seien. „Man hat uns viele Zusagen gemacht“, sagt Heintges: „Ich bin gespannt, wie es nachher in der Praxis aussehen wird.“

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