Hariksee: Zwischen Rummel und Ruhe

Am frühen Morgen bietet der Hariksee eine fast mystische Sicht aufs Wasser.

Niederrhein. Frühmorgens herrscht eine ganz besondere Stimmung. Spiegelglatt liegt der See vor einem. Keine Ruderer sind mit dem Kahn unterwegs, das Motorschiff Patschel liegt festgezurrt am Steg, und die Biergarten-Terrasse, auf Pflöcken über das Wasser gebaut, ist noch menschenleer. Auch Schwäne und Enten ruhen noch an Land. Um diese Zeit bietet der Hariksee einen fast mystischen Wasserblick.

Dabei kann es hier vor allem am Wochenende ganz schön rummelig werden. Dann kommen die Besucher in Scharen an den etwa zwei Kilometer langen Freizeitsee, der von der Schwalm gespeist wird.

In seiner heutigen Form entstanden ist er etwa vor 300 Jahren. Damals wurde Torf abgestochen. In den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde der Hariksee zum Ausflugsziel. Es entstanden Strandbäder, mit dem Kahn wurde über den See gerudert, Cafés öffneten.

Den Startschuss für diese Freizeitentwicklung gab wohl der Unternehmer Bartholomäus Rosbach. Er ließ das sogenannte Inselschlösschen errichten. Die Villa diente ihm für Jagdvergnügungen, Feste und Liebesabenteuer. Wer es ihm nachtun möchte: das Inselschlösschen ist zu mieten . . .

Die ersten Wanderer kommen an. „Willy, hast du auch die Wanderkarte?“, fragt eine Frau aufgeregt. Dabei braucht man die gar nicht, wenn man um den See wandern will. Dazu muss man nur dem Weg A 5 folgen — nach 3,5 Kilometern ist man wieder am Ausgangspunkt angelangt. Unterwegs kann man einkehren, ein Fischbrötchen auf die Hand nehmen oder eine Partie Minigolf spielen.

Man kann sich aber auch über den See kutschieren lassen. Das Motorboot Patschel verkehrt zwischen Inselschlösschen und Mühlrather Mühle und beschert ein richtiges Urlaubsgefühl. Benannt ist das Schiff nach einem Fischotter, der die Hauptrolle in einer Tiergeschichte des Schriftstellers Heinrich Malzkorn spielt. Der Naturromantiker beschreibt die Geschichte einer alleinerziehenden Otterdame im Kampf mit einem Hecht . . .

Otter gibt es heute nicht mehr am Hariksee, und auch die Strandbäder gehören der Vergangenheit an. Dabei hat sich die Wasserqualität in den vergangenen Jahren deutlich gebessert. Auch die Wanderwege sind nach der Umgestaltung im Zuge der Euroga 2002 komfortabler geworden. Und wer sich traut, ein paar Schritte abseits der großen Wanderwege zu tun, wird über die ungeheure Ruhe erstaunt sein.

Die kann man übrigens auch in größerer Runde finden: Großer Beliebtheit erfreuen sich am Hariksee die Gottesdienste unter freiem Himmel. Schon seit 1965 gibt es sie, und sie werden von Mai bis September immer samstags um 17 Uhr gehalten.

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