Floriade: Die Brunnen sprudeln noch

Das Gelände der Floriade wird wieder abgebaut. In Venlo herrscht „Abbruchstimmung“.

Venlo. Die Floriade ist tatsächlich vorbei. Zehn Jahre lang haben die Vorbereitungen die Menschen in und um Venlo in Atem gehalten, 186 Tage lang hat die Ausstellung dann die Gäste aus aller Welt begeistert. Jetzt ist es vorbei. Es wird abgebaut.

Es ist eine unwirkliche Welt. Die Gräser wiegen sich im leichten Herbstwind. Die Astern leuchten in den verschiedensten Farben um die Wette. In der Nähe des Bienenhauses genießt ein Schmetterling die letzten Sonnenstrahlen. Es gibt Bereiche auf dem riesigen Gelände, da ist man völlig allein mit der Natur. Da, wo der Weidenmann Will Becker, Künstler und Landschaftsarchitekt, die Kinder empfangen und mit ihnen den Weidentunnel gebaut hat, flattert am Eingang nur ein weiß-rotes Band. Von den Weidenzweigen hängen auf Holztäfelchen die Wünsche herab, die die Kinder festgehalten haben.

Anderswo geht es geschäftiger zu. Der große Metalldrache im Themenbereich „Relax & Heal“ faucht noch alle Viertelstunde und speit Feuer. Dabei scheint er tadelnd auf die Schaumreste herunterzuschauen, die sich im Becken zu seinen Füßen befinden. Mit Waschmittel hatten die Organisatoren dieses Gartens am Wochenende den Brunnen aufgefüllt und so den Abschied gefeiert.

Die Tage des Drachens in Venlo sind auch gezählt. Er wird wohl in einem Freizeitpark weiterfauchen. „Es gibt Anfragen aus Toverland, vom Efteling und von einem Park aus Deutschland“, sagt Toon Hendriks. Sein Sohn Werner Hendriks ist Landschaftsarchitekt und hat gleich an neun Gärten mitgearbeitet. Sein Vater hatte Zeit — und hat alles mit aufgebaut. Ehrensache, dass er sich jetzt auch um den Abbau kümmert. „Die Pflanzen, die Becken, die Holzhäuser, das alles war auf Zeit gesponsert“, erzählt er. „Jetzt holen die Firmen, die es zur Verfügung gestellt haben, ihr Eigentum wieder ab.“

Damit das auch wirklich nur die Eigentümer tun, ist das Gelände der Floriade weiterhin gesichert, man kommt nur mit einem speziellen Ausweis aufs Gelände. „Sonst wäre hier wohl schon einiges geplündert“, sagt Kristina Peeters von der Presse-Abteilung. Denn einen Trend zu „Och, hier ist ja eh bald Schluss, da kann ich mir ja die ein oder andere Pflanze ausbuddeln“ hatte sie in der letzten Woche der Ausstellung schon feststellen müssen.

Dabei soll etliches erhalten bleiben — und um anderes wird noch gerungen. Die Pavillons der Niederlande, Spaniens und Chinas werden nicht abgerissen. Sie sollen in Zukunft jungen Unternehmern mit kreativen Ideen preiswerte Firmenräume bieten. Auch der „Basis-Park“ soll erhalten bleiben. Damit sind die Anlagen außerhalb der Gärten gemeint. Die Hügel und weichen Formen im Bereich „Relax & Heal“ zum Beispiel. Allerdings ist noch unklar, ob damit auch die prachtvollen Stauden-Rabatten gemeint sind, die zwischen den Gärten blühen. Die waren schon vor drei Jahren angelegt worden, damit sie in diesem Jahr in voller Blüte erstrahlen konnten.

Nun aber sind keine Gärtner mehr da, die sie auch pflegen. Deshalb hat es schon die Überlegung gegeben, sie durch einfache Rasenflächen zu ersetzen. „Die muss man aber auch pflegen“, gibt Vers Reijnders zu bedenken. Der Landschaftsarchitekt hat den Garten gestaltet, den Kristina Peeters am meisten liebt. Einen Garten mit Schwimmteich, in dem Pflanzen wachsen, die man schmecken, fühlen und riechen kann. Sogar eine Cannabis-Pflanze ist hier den ganzen Sommer über unbehelligt gewachsen. Und Reijnders hat sich amüsiert, wenn die Menschen, die er durch den Garten führte, auch deren Blätter zwischen den Händen rieben und murmelten: „Den Geruch kenne ich, ich weiß aber nicht, was es ist.“

Er gehört zu denen, die sich dafür engagieren, dass noch mehr von der Floriade erhalten bleibt. Genau wie Räume für junge Unternehmer könne es solche für Projekte ambitionierter Studenten geben, sagt er. „Häusern ein neues Leben geben“, nennt er die Projekte, an denen er arbeitet.

Für ihn war die Floriade ein Erfolg. Ein ganzes Buch ist voll geworden mit Visitenkarten. Alles Menschen, die sich für seine Art, einen Garten anzulegen, interessieren. Dafür war er auch jeden einzelnen der 186 Tage auf der Floriade, hat mit vielen gesprochen. „Das kann kein Internet, kein Facebook. Man muss das fühlen und greifen — und hier haben die Menschen das Gefühl zurückbekommen“, sagt er.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort