Familiendrama: Noch keine Spur von Maries Mutter

Kurz nach der Geburt blieb der Säugling allein im Krankenhaus zurück. Das Kind wird wohl zur Adoption freigegeben.

Geldern. Eine Welle der Hilfsbereitschaft hat der Fall Marie in Geldern ausgelöst. Viele Menschen boten sich als Adoptiveltern für die Neugeborene an. Doch der erhoffte Anruf erfolgte nicht: Von Maries Mutter fehlt jede Spur.

Am 12. Dezember kam Marie im Gelderner St. Clemens-Hospital zur Welt. Nachdem alle Untersuchungen zu dem Ergebnis geführt hatten, dass Marie kerngesund ist, war plötzlich die Mutter verschwunden. Und kehrte nicht wieder. Der Fall sorgte für helle Aufregung. Wie sich herausstellte, hatte die Mutter im Krankenhaus eine falsche Identität angegeben. Sie hatte eine zweieinhalb Monate zuvor gestohlene Gesundheitskarte verwendet.

Das Jugendamt der Stadt Geldern wurde eingeschaltet, die kleine Marie bei Pflegeeltern untergebracht. Wo, das sagte die Stadt nicht. Denn man hatte die Hoffnung, die Mutter noch zu finden und die Familien zusammenzuführen.

Deshalb startete die Stadt Geldern einen Aufruf, bat um Hinweise zum Aufenthaltsort der Mutter. Vor allem aber hoffte man, dass sich die Mutter selbst bei der Stadt meldete. „Schließlich hat sie alles dafür getan, dass Marie gesund auf die Welt kommt“, sagt Walburga Bons vom Jugendamt der Stadt.

Die Stadt richtete eine Telefonhotline ein. „Fünf ernstzunehmende Hinweise gingen ein“, sagt Stadtsprecher Herbert van Stephoudt. Allen wurde nachgegangen, doch sie führten nicht zum Ziel. Die Mutter der kleinen Marie bleibt unbekannt.

Deshalb ist sie immer noch bei Pflegeeltern untergebracht. „Wenn es keine neuen Hinweise gibt, wird das Kind acht Wochen nach der Geburt zur Adoption freigegeben“, sagt van Stephoudt. Dies ist der gesetzlich vorgeschriebene Weg.

Dennoch hat man die Hoffnung nicht aufgegeben, doch noch einen Hinweis von der Mutter zu erhalten. „Uns geht es nicht um irgendwelche juristischen Folgen, sondern um das Kindeswohl“, sagt Markus Nellen vom Jugendamt: „Wir wollen das Bestmögliche für das Kind erreichen und wären für ein Gespräch überaus dankbar.“ So könnte die Mutter Angaben hinterlassen, die es später dem Kind ermöglichen könnten, sich auf die Suche nach seinen Eltern zu begeben. Deshalb bleiben Telefonhotline und E-Mail-Adresse weiterhin bestehen (siehe Kasten).

Unterdessen überlegt man beim St. Clemens-Hospital, wie man künftig bessere Personenkontrollen sicherstellen kann. Besseren Schutz dürfte auf jeden Fall die neue Gesundheitskarte bieten. Sie ist mit einem Foto des Versicherten ausgestattet.

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