Der Mann am Klavier

Seit 1927 dreht sich im Viersener Familienbetrieb Piano List alles um Tasteninstrumente.

Viersen. Wenn Götz Alsmann die Bühne betritt und die Frackschöße mit einer lässigen Handbewegung über dem Klavierhocker ausrichtet, war er bei Auftrag schon da. Singt Max Raabe am Flügel „Mein kleiner grüner Kaktus“, hat er bereits geliefert. Bevor Paul Kuhn, Helge Schneider oder Stefano Bollani ihre Finger auf die Tasten legen, hat er für den richtigen Ton gesorgt. Max List, Klavierbauer aus Viersen, hat sich in der Konzertszene einen Namen gemacht.

Er verleiht, verkauft, transportiert und stimmt Instrumente. Seit über 40 Jahren stellt das Pianohaus Konzertflügel und Klaviere zur Verfügung, in Fernsehstudios, Konzerthallen, Firmen-Foyers, Museen, Galerien oder unter freiem Himmel. „600 Veranstaltungen bestücken wir pro Jahr“, sagt Max List, der vor kurzem seinen 75. Geburtstag gefeiert hat. Er muss auch an ereignisreichen Event-Wochenenden nicht befürchten, einem Kunden absagen zu müssen, weil ihm die Instrumente auszugehen drohen: „Wir haben allein zwölf Konzertflügel im Bestand.“

(Miet-)Klaviere liefern er und Sohn Max jun. auch in Privathaushalte. Wer mit Klavieren zu tun hat, muss präzise, verlässlich und pünktlich sein. Max List: „Das Plus unseres Familienbetriebes ist ein 24-Stunden-Service und ein sorgfältiger Transport.“

List hat sein Handwerk von der Pike auf gelernt, in drei Lehr- und anschließenden Gesellenjahren bis hin zur Meisterprüfung. Damit ist er beruflich in die Fußstapfen seines Vaters getreten. Nach dessen Tod 1967 hat er den Viersener Betrieb mit Werkstatt übernommen.

Der Klavierbauer ist ein Allrounder. Zu seinem Handwerk gehören Schreinerarbeiten, Oberflächenbehandlung, technische Arbeiten und die Kunst, das Instrument spielbar zu machen. Das allgemeine Interesse am Klavierspiel sei in den letzten Jahren konstant. „Kein Vergleich zwar zu den 80er Jahren, als der Pianist Richard Clayderman so bekannt war wie die Tennisprofis Steffi Graf und Boris Becker. Aber wenn man heute in einer Schulklasse nachfragt, spielen zehn Prozent der Kinder Klavier.“

Nach Feierabend spielt Max List selbst gern. Oft begibt er sich dazu abends in sein Geschäft und setzt sich an den herrlichen schwarz-glänzenden Blüthner-Flügel, „Das war das ursprüngliche Instrument der Viersener Festhalle“, sagt List. Der Flügel steht im Verkaufsraum zwischen mehreren Dutzend Klavieren.

Hier berät List Kunden, hier landen die Telefonate und Anfragen von Kunden und Agenturen. „Das ist mitunter ein großer logistischer Aufwand“, sagt List sen., „aber die Arbeit macht mir immer noch Spaß.“

„Ich genieße es durchaus, unsere Instrumente in den Konzerten zu hören“, sagt er. Sein bisher eindringlichstes Konzerterlebnis verbindet Max List mit einem Auftritt des argentinisch-israelischen Dirigenten Daniel Barenboim mit dem West-Eastern Divan Orchestra in Salzburg. Die Faszination ist Max List auch Jahre danach anzumerken. Auch wenn er damals „ausnahmsweise“ kein Instrument gestellt hat. . .

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