Der Drogenpfad ist verwaist

Seit die Coffeeshops an der Grenze geschlossen sind, bleiben die Rauschgift-Touristen aus. Doch das könnte sich wieder ändern.

Nettetal/Venlo. Es ist ruhig geworden am Schwanenhaus. Keine Rauschgifttütchen im Vorgarten mehr, keine Spritzen neben dem Gartentörchen. Kaum noch Fußgänger zwischen Nettetal und Venlo. „Der Drogenpfad ist verwaist“, sagt Antje Heymanns von der Viersener Polizei.

In den vergangenen Jahren war der Fußweg entlang der Eisenbahngleise regelmäßiger Stein des Anstoßes. Aus ganz Deutschland kamen vor allem junge Leute, um in den Coffeeshops in Venlo Rauschgift zu kaufen. Im Bahnhof Kaldenkirchen stiegen sie aus und gingen anschließend die knapp drei Kilometer entlang der Bahngleise zu Fuß, um in den Coffeeshops „Roots“ und „Oase“ unmittelbar hinter der Grenze ihr Haschisch zu kaufen.

So entstand der Begriff „Drogenpfad“. Die Stadt Venlo hatte die beiden Coffeeshops vor neun Jahren aus der Innenstadt verbannt, weil sich immer mehr Einkaufstouristen in der City vom Rauschgifthandel belästigt fühlten. Weil die meisten Käufer aus Deutschland kamen, verlagerte man die Drogenshops unmittelbar an die Grenze.

Damit wurden auch die Probleme verlagert. Rund 25 000 Deutsche, so schätzte der Zoll, kauften pro Monat in den Coffeeshops ein. Vor allem die deutschen Anwohner entlang des Weges Schwanenhaus fühlten sich gestört. „Wir fühlten uns oft belästigt“, sagt eine Anwohnerin.

Dabei ging es nicht nur um die angeblich legalen Drogen. Jugendliche wurden auf dem Weg zum Coffeeshop überfallen; ihnen wurden das Geld für das Rauschgift und das Handy geraubt.

Während sich Venlo über eine „saubere Innenstadt“ freute, richtete die deutsche Polizei den Ermittlungstrupp „Drogenpfad“ ein. Durch große Polizeipräsenz sollte der Weg unattraktiv werden. „Wir haben den jungen Leuten immer wieder deutlich gemacht, dass der Rauschgiftbesitz strafbar ist“, sagt Viersens Polizeisprecher Harald Moyses. Flugblätter wurden verteilt, auf die Folgen hingewiesen. Doch den kleinen Grenzverkehr dämmte das nicht ein.

Dass der Spuk nun ein Ende hat, hat eine andere Ursache. Denn seit 1. Mai dürfen die Coffeeshops nur noch an niederländische Besucher verkaufen. Und dazu müssen die Kunden über einen Clubausweis verfügen. Seitdem ist es ruhig geworden auf dem Drogenpfad. Und auch in den beiden Coffeeshops „Roots“ und „Oase“. So ruhig, dass die beiden Rauschgiftverkaufsstellen im ehemaligen Fernfahrerrestaurant Schwanenhaus geschlossen wurden: zu wenig Umsatz.

„Das ist sehr gut für die Anwohner des Drogenpfades“, freute sich Nettetals Bürgermeister Christian Wagner. Doch ob das so bleibt, ist ungewiss. Denn die niederländische Regierung hat den Clubausweis für die Coffeeshops außer Kraft gesetzt.

Künftig sollen die Städte selbst entscheiden dürfen, ob bei ihnen der Clubausweis gilt oder nicht. „In Amsterdam werden bereits wieder weiche Drogen an deutsche Touristen verkauft“, sagt Moyses. Er hofft, dass es bei der Clubausweis-Regelung in Venlo bleibt. „Sonst geht der Rauschgifttourismus am Drogenpfad wieder von vorne los“, sagt Moyses.

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