Neuer Geschäftsführer für St. Irmgardis

Conrad Middendorf löst Ottmar Köck ab. Zwischen Köck und dem Träger des Krankenhauses soll es schon lange geknirscht haben.

Viersen. Viele dürften bei der Personalie mit den Schultern zucken. Im Gesundheitssektor aber ließ die Nachricht aufhorchen: Ottmar Köck, Regionalgeschäftsführer der St.-Franziskus-Stiftung Münster, geht. Für ihn ist bereits Dr. Conrad Middendorf gekommen. St. Franziskus wollte sich zu der Personalie nicht weiter äußern. Köck war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Er soll, so heißt es, nach der Bekanntgabe des Personalwechsels freigestellt worden sein.

Als Begründung für die Trennung werden „unterschiedliche Auffassungen über die zukünftige Ausrichtung der Kliniken am Niederrhein“ genannt. Angeblich soll der scheidende Regionalgeschäftsführer selbst diese Formulierung gewählt haben. Die Lesart von Insidern im Gesundheitssektor ist eine andere: Es knirschte offenbar schon lange zwischen dem Regionalgeschäftsführer und der Stiftungsleitung. Und es knirschte vor allem auch in Süchteln.

Zum Hintergrund: In die Zuständigkeit des Regionalgeschäftsführers fallen drei Krankenhäuser am Niederrhein: St. Elisabeth in Meerbusch, St. Bernhard in Kamp-Lintfort und eben St. Irmgardis in Süchteln. Letzteres baut gerade eine Geriatrie auf. Ein neues Bettenhaus für 7,2 Millionen Euro wird neu gebaut. Die Sanierung der Notaufnahme für eine weitere Million ist geplant. In Süchteln ist absehbar, dass der wirtschaftliche Druck im kommenden Jahr wachsen wird.

Als kleines Haus mit rund 145 Betten muss sich St. Irmgardis wie viele Kliniken derzeit am Markt behaupten. Das neue Bettenhaus soll Mitte 2016 fertig werden. Man muss kein Betriebswirt sein, um sich ausrechnen zu können, dass die Refinanzierung des Neubaus — 4,5 Millionen Euro kommen aus dem Erbbaurechtsvertrag von St. Irmgardis — nicht leicht wird. Für den Aufbau der Geriatrie hat St. Irmgardis bereits das Personal aufgestockt. Doch erst wenn das Bettenhaus fertig ist, kann in Betrieb in vollem Umfang laufen.

Erschwerend kommt die Krankenhausreform hinzu. Sie wird dazu führen, dass die Mehrleistungen der Krankenhäuser künftig schlechter vergütet werden. Köck selbst hatte noch im September über die Reform gesagt, dass der Abschlag bei etwa 50 Prozent liege.

Damit trifft die Reform St. Irmgardis besonders hart: Wenn im kommenden Jahr das neue Bettenhaus fertig wird, würden die neuen Patienten der Geriatrie als Mehrleistungen zu Buche schlagen, aber deutlich weniger Mehreinnahmen bringen als erwartet. Köck hatte in dem Interview weiter eingeräumt, dass die Reform das Handeln langfristig schwieriger mache und dass man die Sanierung des Altbaus möglicherweise nach hinten schieben müsse.

Überraschend kam die Nachricht vom Personalwechsel für St. Irmgardis dennoch: Nicht zuletzt schreiben es Insider oft Köck zu, dass er die Geriatrie mit 60 Betten gegen acht konkurrierende Krankenhäuser der Region nach Süchteln geholt haben soll — möglicherweise auch dank guter Kontakte ins Gesundheitsministerium.

Köcks Nachfolger Dr. Conrad Middendorf hat bereits Mitte Oktober seinen Dienst am Niederrhein aufgenommen. Er scheint das Vertrauen der Stiftung zu genießen und soll offenbar gerade St. Irmgardis durch die entscheidenden kommenden Jahre lenken. In der Region selbst ist er nicht verhaftet. Der 40-jährige Betriebswirtschaftler ist seit 2005 bei der St.-Franziskus-Stiftung, der insgesamt 13 Krankenhäuser in Deutschland gehören. Seit 2007 war er kaufmännischer Leiter und Geschäftsführer in Einrichtungen in Norddeutschland. Dort fing sich die Stiftung vor etwa drei Jahren die Schelte des Bremerhavener Oberbürgermeisters Melf Grantz ein, als sie die Frauenklinik und Geburtshilfe des dortigen St.-Joseph-Hospitals recht überraschend schloss.

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