Nettetalerin lässt das Smartphone im Schrank

Carina Smeets verzichtete in der Fastenzeit aufs Handy und hatte mehr Zeit für ihre Kinder.

Nettetalerin lässt das Smartphone im Schrank
Foto: Busch

Lobberich. Carina Smeets ist mit ihren beiden Kindern Oscar und Greta auf dem Spielplatz. Die Geschwister spielen vergnügt zusammen, schaukeln, rutschen und bauen Sandburgen. Vor Beginn der Fastenzeit hätte die 31-Jährige jetzt ihr Handy rausgeholt, geschaut, was in den sozialen Netzwerken los ist, Postings ihrer Freunde geteilt, E-Mails gelesen und mit halbem Auge ihre Kinder im Blick gehabt. Doch ihr Smartphone liegt ausgeschaltet zu Hause im Schrank. Seit Wochen. „Ich habe mich ganz bewusst dafür entschieden, das Handy nur ein Mal am Tag einzuschalten, und das zeitlich begrenzt“, sagt die junge Frau. Ihr Ziel: eine handyfreie Zeit, wenn ihre Kinder um sie herum sind.

Ständiges Piepen, Klingeln — bei jeder eingehenden E-Mail und Nachricht ein anderer Ton. Das wollte die Erzieherin nicht mehr und sie beschloss, ihren Handykonsum für sechs Wochen einzuschränken. „Ich wollte etwas machen, was mich an meine Grenzen bringt“, erinnert sich die Lobbericherin. „Ich war nicht süchtig nach dem Handy. Es war einfach die Kontrolle, die das Ding über mich hatte. Das wollte ich ändern“, erzählt Carina Smeets.

Doch in einer Welt, in der soziale Medien den Ton angeben, gar nicht so leicht, oder? „Es kostete besonders Überwindung, wenn ich mit den Kindern allein unterwegs war“, gibt die Nettetalerin zu. Denn wenn Oscar mit seinem Fahrrad mitten im Feld stürzen würde, wäre sie ohne Handy aufgeschmissen. Auch war es nicht einfach, als ihr Mann nach einem Fußballspiel mit einer Platzwunde am Kopf unterwegs ins Krankenhaus war. „Da konnte er mich natürlich nicht erreichen, und ich habe es viel später erst erfahren“, sagt die Mutter zweier Kinder.

Doch ans Aufgeben dachte die 31-Jährige keine Sekunde, obwohl es ihr, wie sie sagt, „oft in den Fingern kribbelte“. Erst am Abend, wenn die Kinder schliefen, machte sie ihr Handy an. „Da gab es Tage, da hatte ich 70 Nachrichten und Anfragen zu beantworten“, erzählt Smeets.

Sie überlegte erst, ob es ihrer nebenberuflichen Selbstständigkeit bei „Wangenrot“ als mobile Hairstylistin und Make-up-Artist schaden könnte, wenn sie fasten würde. Doch auch das war kein Hindernis. „Ich hatte mir ursprünglich 30 Minuten täglich als Zeitlimit gesetzt. Das konnte ich nicht einhalten, es waren oft so viele Nachrichten“, erzählt Smeets. Was der jungen Frau in der Zeit aufgefallen ist: „Alle erwarten, dass man antwortet, und zwar sofort.“

Sie hat aus ihrem Familien- und Freundeskreis Lob, Anerkennung, aber auch Skepsis erfahren: „Weniger Bilder zu schicken, nicht direkt zu antworten, war für viele nicht einfach zu verstehen.“

Für die Zukunft hat sie sich etwas vorgenommen: „Die Spielzeit meiner Kinder ist wichtiger als jedes Handy, ich werde darauf ganz besonders achten“, sagt Carina Smeets.

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