Nettetaler lernen Tiere der Nacht kennen

Bei einer Exkursion des Naturschutzhofes erlebten Kinder und Erwachsene Spannendes.

Nettetaler lernen Tiere der Nacht kennen
Foto: Jörg Knappe

Hinsbeck. „Ich habe einen Nachtfaltertrunk gemacht“, sagt Markus Heines. Dabei öffnet der ehrenamtliche Mitarbeiter des Nabu-Naturschutzhofs Nettetal eines der drei Gläser, die samt Pinsel in einer Box stehen. Die Blicke der Kinder und Erwachsenen, die auf dem Parkplatz hinter Haus Waldesruh in Hinsbeck um ihn herumstehen, sind neugierig. Heines macht die Runde mit dem geöffneten Glas, damit bei der Wanderung „Tiere der Nacht“ aus dem Sommerferienprogramm des Naturschutzhofs jeder einmal riechen kann.

Kindernasen bewegen sich vorsichtig schnüffelnd über dem Glasrand. „Das riecht gut, irgendwie weihnachtlich“, meint Anna. Connor ist hingegen ganz anderer Meinung: „Das stinkt“, lautet der Kommentar des Achtjährigen. Was wirklich drin ist, möchte eine der Mütter wissen, die den Duft als sehr fruchtig empfindet. „Rotwein, Amaretto, Zucker, Sirup“, zählt Heines auf. Die Hauptsache sei es, dass der Trunk gäre und stark rieche.

Mit dem breiten Pinsel beginnt er, verschiedene Bäume und einen halbhohen Baumstumpf großzügig einzukleistern. Der süßliche Geruch macht sich breit. „Auf dem Rückweg schauen wir, ob wir es wirklich geschafft haben, damit Nachtfalter anzulocken“, sagt er. Die Box verschwindet wieder im Auto.

Stattdessen greift er zu einer Taschenlampe und einem Beutel. „Wir befinden uns hier in einem der ältesten Naturschutzgebiete Deutschlands. Die Gegend wurde schon 1936 unter Naturschutz gestellt“, sagt Heines.

Füße rascheln durch das Laub. „Das ist ja wie im Herbst“, bemerken gleich mehrere Exkursionsbesucher. Was die lang anhaltende Trockenheit noch verursacht hat, können die Teilnehmer ein Stückchen weiter ebenfalls erleben. Es geht einen kleinen Stichweg zur Aussichtsplattform vom Gewässer an der Flootsmühle. Doch statt einem sich ausdehnenden Gewässer sind nur vereinzelt größere Pfützen vor dem Schilfgürtel zu sehen. „Wir haben einen historischen Tiefstand erreicht. Dass die Nette trocken ist, haben wir noch nie erlebt. Wir werden es gleich sehen“, sagt Heines.

Inzwischen ist die Sonne untergegangen. In der Dämmerung kommen die Fledermäuse, und damit alle wissen, wie die aus der Nähe aussehen und wie groß sie sind, zieht Heines entsprechende Fotos aus seinem Beutel. Das Foto mit der auf einem Daumen sitzenden Zwergfledermaus löst Erstaunen aus. So klein hätte sich die niemand vorgestellt. Dass es im Kreis Viersen zwölf Arten von Fledermäusen gibt, in Deutschland 25 und weltweit mehr als 1200, ist neues Wissen für die Teilnehmer.

Es geht vom Gewässer weg tiefer in den Wald hinein. Die trockene Nette und die Renne, die noch Wasser führt, werden gekreuzt. Dann schaltet Heines den sogenannten Bat-Detektor ein. Der verwandelt die Ultraschallwellen, die die Fledermäuse bei ihren Flügen permanent ausstoßen, in für den Menschen hörbare Frequenzen. Es klappert und knackt. Die Fledermäuse sind aktiv. Als Zwergfledermaus und der Abendsegler auftauchen, kennt die Begeisterung der Kinder keine Grenzen.

„Das ist eine supergute Wanderung“, findet Hannah. Bäume im Dunkeln zu fühlen, das Gluckern von Wasser zu hören und die Nachtgeräusche des Waldes wahrzunehmen, sind ein Erlebnis. Nach 4,5 Kilometern stellt sich kurz vor dem Parkplatz noch die Frage, ob der Trunk Nachtfalter angezogen hat. Er hat. Ein Eulenfalter klebt ab Baum.

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