Wortgewandt: Barbara Schmitz-Becker zeigt ihre Werke in Breyell

Die Künstlerin Barbara Schmitz-Becker zeigt in der Stadtbücherei Werke unter dem Titel „Wortgewandt“.

Breyell. Einmal gebunden, immer gebunden? Aus einem Buch lässt sich mehr machen: Aufregende Kunst nämlich. Literatur in anderen Dimensionen, zerpflückt und umgeformt. Die Worte daraus gewunden und gewendet zu neuem Leben: „Wortgewandt“ nennt Barbara Schmitz-Becker ihre Ausstellung in der Stadtbücherei, die bis 29. November dauert. Gewitzt sind die Werke der Künstlerin aus Leuth-Busch, sehenswert eben. Und irgendwie lebendig.

Feucht darf sie nicht sein, die Luft in der Bücherei. Der Bücher wegen. Und doch scheint es, als sei der Treppenaufgang mit Wasser gefüllt: Quallen mit langen Tentakeln breiten sich aus. Die Quallen sind aus besonderem Papier: Buchseiten aus Max Frischs „Mein Name sei Gantenbein“. Jener Herr Gantenbein, der sich im Roman neu erfindet, in andere Rollen schlüpft auf der Suche nach sich, entsteht hier neu: auseinandergenommen, geformt zu anderem Leben, Papierquallen als Sinnquellen.

Barbara Schmitz-Becker sagt, sie mag Bücher: „Das Buch von Max Frisch war zerfleddert, aber ich konnte es nicht wegwerfen.“ So gab sie ihm eine andere Gestalt, ließ dem gedruckten Roman eine neue Rolle zukommen. Wie so manchen Buchseiten, Versen, Sätzen und Wort-Fragmenten in der Ausstellung.

„Heim“ steht auf dem weißen Guckkasten, „weh“ lässt sich durchs Loch drinnen lesen — geteilte Worte, gewendeter Sinn. „Wort-Spitzen“ aus Buchseiten stechen aus der Wand über den Stufen. Aufgeschlagene Bücher an der Seite, über den Text neue Sätze rot gedruckt: „Ich breite meine Flügel aus“ — Leichtigkeit aus Papier mit schwerer Bedeutung. Texte, Bücher ziehen an, im wahren Wortsinn: Die Schürze aus Buchseiten hängt auf dem Kleiderbügel am Garderobenständer, ihr Titel ist als geflügeltes Wort, das Gestalt annimmt, Namensgeber der Ausstellung „Wort gewandt“.

Er hätte sie „am liebsten als Dauerausstellung“, lobte Bibliotheksleiter Ulrich Schmitter bei der Vernissage. Denn sie passen, die Werke, als Kunstwort wie als Wortkunst: „Wortgewandt“.

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