Wer hat Zeit für syrische Mitbürger?

Der Nettetaler Flüchtlingsrat sucht Sprachlehrer und Dolmetscher.

Wer hat Zeit für syrische Mitbürger?
Foto: Joachim Burghardt

Lobberich. Die Sprache macht den Unterschied: „Viele Flüchtlinge sprechen kein Deutsch, manche nicht einmal Englisch, und wenn dann kein Dolmetscher da ist, wird’s problematisch“, sagt Nimet Said vom Nettetaler Flüchtlingsrat. Das in Lobberich gegründete Gremium nimmt sich vor allem der Flüchtlinge aus dem arabischen Raum an, die nach Nettetal gekommen sind.

„Derzeit sind viele Flüchtlinge aus Syrien hier, da sind die Probleme besonders groß, man muss kurzfristig was tun“, sagt Anbar Nihad, wie Said selbst syrischer Abstammung. Die beiden Frauen gehören mit dem Lobbericher Ehepaar Engelke zu den Gründungsmitgliedern des Rates. Rund 35 Nettetaler wirken mit in dem Gremium, mehr als die Hälfte von ihnen sind Flüchtlinge oder stammen aus Familien, die einst hierher flüchteten.

Nihad hat selbst verwandte Flüchtlinge aufgenommen — wie so manche syrisch stämmigen Nettetaler: „Wenn man die Verwandtschaft nachweist und sich verpflichtet, sich um die Flüchtlinge zu kümmern, darf man sie kurzfristig hier aufnehmen, so geht alles schneller “, erklärt sie. Allerdings haben die Gastgeber zumeist ihre eigenen Familien, ihren Beruf: „Manche lassen zehn Flüchtlinge bei sich wohnen, damit sie erst mal in Sicherheit sind, haben aber eigentlich nicht genug Platz, und nicht immer hat jemand Zeit, bei Behördengängen oder Arztbesuchen zu helfen“, sagt Said.

Flüchtlingen zur Seite zu stehen, ihnen das Gefühl zu geben, nicht allein zu sein, darauf komme es besonders an — aber nicht nur: „Was wir dringend brauchen, sind Menschen, die vielleicht ein bisschen Sprachunterricht geben oder sogar dolmetschen können“, erläutert Said. Sonst geraten Flüchtlinge leicht in einen Teufelskreis: „Ohne deutsche Sprachkenntnisse finden sie zum Beispiel keine Arbeit, ohne Arbeit aber können sie keinen Sprachkurs bezahlen, da versuchen wir zu helfen.“ Solche Probleme in den Asylverfahren könnten langfristig „nur politisch gelöst werden“, weiß Beate Engelke; doch statt darauf zu warten, wolle man Betroffenen beistehen. Genau darin sieht der neue Flüchtlingsrat seine Hauptaufgabe — Nihad: „Wir wollen einfach da, wo wir können, konkret helfen und suchen deshalb Menschen, die mitmachen.“

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