Magen-Darm-Untersuchungen: Der Schlauch im Hals hat ausgedient

Im Städtischen Krankenhaus Nettetal liefern neue Techniken bei Untersuchungen im Magen-Darm-Trakt bessere Ergebnisse.

Lobberich. Was ist schlimmer: Ständiges Sodbrennen oder ein Schlauch im Hals? Diese Frage stellt sich Patienten mit Beschwerden in der Speiseröhre nun nicht mehr: Im Nettetaler Krankenhaus übernimmt eine Kamerakapsel die unangenehme Langzeituntersuchung durch einen Schlauch. Am Dienstag stellten die Ärzte Michael Pauw und Michael Heines neue Techniken für endoskopische Untersuchungen in Speiseröhre und Darm vor, die sonst nur große Kliniken anbieten.

„Wir müssen Patienten nun nicht mehr für solche Untersuchungen etwa nach Mönchengladbach schicken“, freute sich Chefarzt Pauw. Denn durch die neuen Untersuchungsgeräte für den Magen-Darm-Trakt sei seine Abteilung „komplett ausgerüstet“. Für die Ärzte bedeute das schnellere und bessere Untersuchungsergebnisse, für die Patienten weniger Unannehmlichkeiten.

Wie eine kleine Korallenschlange sieht er aus, der rot-schwarz geringelte Schlauch, den Oberarzt Heines präsentierte: „Er wird durch die Nase in die Speiseröhre geführt, die Sondenkapsel an der Schlauchspitze heftet sich dort an.“ Der Schlauch kann wieder raus, die Kapsel sendet bis zu zwei Tage lang genaue Daten, die am Computer ausgewertet werden. Funkkapsel-ph-Metrie heißt diese Mess-Art des Säuregehalts der Speiseröhre.

Während Patienten früher für solche Untersuchungen mit nicht annähernd so genauen Ergebnissen bis zu zwei Tage mit einem Schlauch im Hals im Krankenhaus bleiben mussten, können sie mit der Kapsel in der Speiseröhre zurück in den normalen Alltag. Die kaum spürbare Kapsel, nicht mal so groß wie ein Zigaretten-Filter, löst sich später von selbst und wird über den Darm ausgeschieden.

Ein ähnliches Verfahren wird in Pauws Abteilung seit drei Jahren für Darmuntersuchungen angewendet. Mittlerweile sind die Nettetaler Ärzte noch einen Schritt weiter: „Wir können jetzt auch im schwer erreichbaren Dünndarm genauer untersuchen und direkt kleine Eingriffe vornehmen“, so Pauw.

Ballonsonden-Enteroskop heißt das Gerät. Durch einen dünnen Schlauch, der mit einem aufpumpbaren Ballon im Darm fixiert wird, schiebt der Arzt eine Art noch dünneren Schlauch mit einer Spezialspitze: Die überträgt Bilder vom Darm-Inneren und kann, vom Arzt gesteuert, „blutende Wundstellen veröden und Wucherungen entfernen“, so Pauw.

Für solche Eingriffe und Untersuchungen werden Patienten laut Pauw „leicht sediert“; bei Jüngeren sei eine Narkose nötig. Doch bei allen Errungenschaften der Medizintechnik bleibt Betroffenen eins nicht erspart: „Der Darm muss vorher entleert werden.“ Immerhin hat bei Speiseröhren-Untersuchungen der Schlauch im Hals ausgedient.

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