Jugendheim Arche: Schüler diskutieren über Gewalt

Die Agentur „Mensch — aber wie?“ brachte fünf Personen auf die Bühne, die in verschiedener Form mit Gewalt in Berührung gekommen sind.

Lobberich. 140 Schüler der Hauptschule am Ingenhovenpark hörten im Jugendzentrum Arche fünf Berichte über Gewalt und diskutierten anschließend, wie sich körperliche oder psychische Aggression vermeiden lässt.

Die Agentur „Mensch — aber wie?“ brachte fünf Personen auf die Bühne, die in verschiedener Form mit Gewalt in Berührung gekommen sind. Zwei davon wurden wegen einer Straftat vom Jugendamt zur Teilnahme verpflichtet.

Opfer und Täter teilten nicht nur offen ihre Geschichte, sondern auch ihre Gefühle, Motive und Ängste mit. Was die Schüler nicht wissen: Vor ihnen sitzen Schauspieler vom „Theatertill“ aus Düsseldorf.

Die Geschichten, die sie erzählen, beruhen auf wahren Ereignissen. „Wir wollen die Jugendlichen damit unmittelbar berühren, sie für mehr Verständnis sensibilisieren“, sagt Schauspieler Halil Yavuz. Er mimt einen Türken, dessen Bekannter von Rechtsextremen zum Krüppel geprügelt wurde. Das nimmt er zum Anlass, fortan vor anderen zuzuschlagen — der Kreislauf der Gewalt beginnt. Bei den Jugendlichen kommt der coole Sprücheklopfer gut an und bekommt für seine Äußerung „Gewalt ist menschlich“ sogar Applaus.

Weniger Sympathie hegen die Schüler für den Neonazi, der „mit zwei Kameraden einen asiatischen Laden plattgemacht“ hat. Er nutzt die Bühne als Parolen-Plattform, woraufhin der Türke unter Protest den Saal verlässt. Erschreckend realistisch ist das — die Schüler schweigen.

Es folgen drei weitere Berichte: Die mobbende Schülerin, deren Opfer Selbstmord beging. Die entstellte Frau, die bei einer Vergewaltigung dazwischen ging und selbst zum Opfer wurde. Der Lehrer mit Burnout, der einen Schüler aus Überforderung zusammenschlug.

Dann interviewten die Schüler in Gruppen die Akteure — und benoteten deren Verhalten. „Ein Mensch ist ein Mensch“, meint die 16-jährige Sibel zum mobbenden Mädchen. „So ’was macht man nicht“, sagt Klassenkameradin Pinar (17). Kevin (16) findet die Argumente vom Neonazi „nur lächerlich“ — und ist erstaunt, als er wenig später vom Schauspiel erfährt. Was bleibt, ist ein beklemmendes Gefühl: Denn alle Geschichten sind in der Form tatsächlich geschehen.

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