Hinsbeck ist bereit für Flüchtlinge

Das Sport- und Erlebnisdorf in Nettetal soll ab heute als Notunterkunft für 350 Asylbewerber genutzt werden.

Hinsbeck. Die Mitarbeiter stehen parat, große Piktogramme zeigen auf dem Gelände den Weg zum Speisesaal oder weisen auf freies W-Lan hin, in den Zimmern klären Handzettel in mehreren Sprachen über Brandschutz auf. „Von mir aus können die Flüchtlinge kommen“, meint Klaudius Küppers. Der Leiter des Hinsbecker Sport- und Erlebnisdorfes des Landessportbundes (LSB) wartet auf die Zuweisung der Bezirksregierung Düsseldorf, die ab dem heutigen 1. Dezember nach und nach bis zu 350 Flüchtlinge in die Einrichtung schicken wollte.

„Unsere Organisation steht, doch Flüchtlinge können erst kommen, wenn die Bezirksregierung auch die Betreuung und den Sicherheitsdienst geregelt hat“, erklärt Küppers. Und das sei offensichtlich noch nicht der Fall: „Das wird sich wohl um ein paar Tage verzögern.“ Für Mittwoch dieser Woche habe sich eine Delegation aus Düsseldorf in Hinsbeck angesagt.

Bis dahin will die Bezirksregierung, hieß es dazu gestern Nachmittag auf Nachfrage in Düsseldorf, die Modalitäten mit einem Betreuungsverband abklären, der sich dann um die erwarteten Flüchtlinge in Hinsbeck kümmern soll. Ähnlich sehe es mit einem Sicherheitsdienst aus. Dann könnten Zuweisungen „recht kurzfristig erfolgen“.

Wie es überhaupt dazu kam, dass Hinsbeck vom 1. Dezember bis zum 29. Februar nächsten Jahres als Notunterkunft für Flüchtlinge dienen soll, schildert Annette Schmidt, beim LSB für Sport- und Bildungseinrichtungen zuständig: „Die Bezirksregierung hat bei uns angefragt.“ Lange überlegen musste der LSB nicht: „Wenn wir die Möglichkeit haben zu helfen, und in Hinsbeck sind die Voraussetzungen gegeben, wollen wir das gerne tun“, so Schmidt. Der Sportbund sehe sich da in gesellschaftspolitischer Verantwortung: „In unseren Vereinen steht Solidarität oben an, auch für uns als Landesverband ist das eine Verpflichtung, gerade in der Flüchtlingsfrage.“ Tatsächlich engagiert sich der LSB nicht zum ersten Mal: „Wir haben schon während des Kosovo-Krieges Ende der 1990-er Jahre Flüchtlinge im Sportdorf aufgenommen“, erinnert sich Schmidt.

Dass es nun jedoch offensichtlich Verzögerungen bei der Zuweisung von Flüchtlingen gibt, führt zur Verwunderung. Etwa bei Nettetals Bürgermeister Christian Wagner (CDU): „Wir haben es nach einem Anruf der Bezirksregierung mit vielen Helfern in nicht einmal zwei Tagen geschafft, die Hauptschule Lobberich als Notunterkunft für 150 Flüchtlinge herzurichten“, sagte Wagner beim Stadtteilgespräch in Kaldenkirchen.

Die Bezirksregierung hingegen „weiß seit September, dass Flüchtlinge nach Hinsbeck kommen, und kriegt die Betreuung in der Zeit nicht organisiert“.

Dabei ist der Stadt durchaus daran gelegen, dass es mit der Notunterbringung von 350 Flüchtlingen klappt, erfolgen doch während dieser Zeit keine neuen Regelzuweisungen nach Nettetal. Das verschafft ein wenig Luft, langfristiger zu planen, neue Quartiere für die Zeit ab 1. März aufzutun.

In Hinsbeck hat man sich mächtig ins Zeug gelegt. Weil im Winter üblicherweise die Belegung des Dorfes nicht so stark sei, habe man für die Flüchtlinge auch auf die saisonalen Kräfte zurückgegriffen, so Küppers. Das Team bestehe aus rund 25 Mitarbeitern. Die Gäste, die bereits gebucht hatten, erklärten sich „ sofort bereit, in unser Sport- und Tagungszentrum Hachen im Sauerland auszuweichen“, ergänzt Schmidt.

Zwar sei man in Hinsbeck gut ausgestattet, doch einiges wurde zusätzlich organisiert: „Wir mussten zum Beispiel Bettwäsche bestellen“, berichtet Küppers. Die Küche hat sich auf besondere Essgewohnheiten eingestellt: „Alles Halal.“ Gerichte also, zum Beispiel ohne Schweinefleisch, die sich an religiösen Vorschriften für Muslime orientieren.

„Auch wenn sie nur wenige Wochen hier sind, wir wollen ein guter Gastgeber sein“, verspricht Küppers. Deshalb habe man „aus Wien Piktogramme speziell für Flüchtlinge besorgt, die Fremden verständlich und respektvoll bei der Orientierung helfen“.

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