Missbrauchs-Prozess geht heute weiter

Der Verteidiger des 52-Jährigen wollte zuvor weitere Zeugen hören.

Krefeld/Nettetal. Die Kammer wollte eigentlich die Beweisaufnahme schließen, doch dann stellte der Anwalt des Angeklagten mehrere Beweisanträge — erneut. Schon seit Prozessbeginn gegen einen 52-jährigen Nettetaler wegen sexuellen Missbrauchs gehört dies zur Taktik des Juristen. Der Großteil seiner Anträge wurde bisher allerdings abgelehnt.

Der Angeklagte muss sich vor dem Krefelder Landgericht verantworten. Ihm wird sexueller Missbrauch einer Schutzbefohlenen in 17 Fällen vorgeworfen. Er soll zwischen 2008 und 2015 sexuelle Handlungen an seiner Stieftochter vorgenommen haben, die in der gemeinsamen Wohnung und außerhalb stattfanden. Das Mädchen war zu Beginn dieser vorgeworfenen Taten elf Jahre alt.

An diesem Prozesstag forderte der Verteidiger, die mutmaßlich Geschädigte erneut als Zeugin zu laden. Das Gericht sah dazu keine Veranlassung, da die junge Frau bereits an zwei Prozesstagen unter Ausschluss der Öffentlichkeit ausführlich ausgesagt habe. Außerdem beantragte der Anwalt, weitere Zeugen zu hören, darunter ehemalige Lehrer der Stieftochter. Als Grund gab er an, dass das Mädchen während der Schulzeit dazu geneigt habe, „Aufmerksamkeit und Mitleid zu erregen sowie zu lügen“. Damit will er die Glaubwürdigkeit der mutmaßlich Geschädigten erschüttern. Sowohl eine psychologische Gutachterin als auch die Oberärztin einer psychiatrischen Klinik, in welcher die junge Frau mehrmals in Behandlung war, hatten bereits ausgesagt, dass sie die Nettetalerin für glaubwürdig halten.

Nach der Beratung verkündete die Kammer, die vom Verteidiger anvisierten Zeugen nicht mehr hören zu wollen; zumal diese keine Angaben zu den Tatvorwürfen an sich machen könnten. Im Anschluss war es dem Gericht immer noch nicht möglich, die Beweisaufnahme zu schließen. Denn der Verteidiger kündigte an, während des nächsten Prozesstermins Gegendarstellungen zu den Kammerbeschlüssen vorzutragen. Der Prozess wird heute fortgesetzt. sts

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