Senioren lernen Selbstverteidigung

Im „Krumm“ können Menschen ab 60 ab September einen Kurs besuchen, der auch zur Fitness beitragen soll.

Senioren lernen Selbstverteidigung
Foto: Norbert Prümen

Wekeln. Beim Stichwort Selbstverteidigung denken die meisten an durchtrainierte junge Männer und Frauen, die mit Tritten und Schlägen durch die Gegend wirbeln und für die 100 Liegestütze eine Kleinigkeit sind. Fällt dann das Stichwort Selbstverteidigung für Senioren ab 60 Jahren, schüttelt manch einer verständnislos den Kopf.

„Eine ganz normale Reaktion“, sagt Georg Hansch. Der Trainer des Judo-Clubs Schiefbahn, der sich seit über 40 Jahren mit verschiedenen Kampfkünsten beschäftigt, Träger des Sechsten Dan im Ju-Jutsu und zweifacher Europameister im Kobudo (Waffenkarate) ist, hat sich mit dem Thema Sport und Selbstverteidigung für Senioren auseinandergesetzt. Wobei er von untrainierten und wenig sportlich aktiven Menschen ausgeht. Unter dem Titel „Jokoren“, was übersetzt nichts anderes bedeutet als „Sport für Ältere“, hat er ein Konzept entwickelt, das genau auf diese Altersstufe abgestimmt ist und eine altersgerechte Selbstverteidigung darstellt.

Hansch weiß, wovon er spricht. Sieben Bandscheibenvorfälle beutelten ihn. „Ich habe beim letzten Bandscheibenvorfall sieben Wochen lang gelegen und konnte mich danach nicht ohne Gehstöcke fortbewegen“, berichtet der 57-Jährige, der heute dank seines Sports wieder fit ist. Im Willicher Begegnungszentrum Krumm bietet Hansch nun erstmalig Selbstverteidigung für Senioren an — wobei sie auf den langsamen und fließenden Bewegungen des Tai Chi aufgebaut ist. Werden diese schneller ausgeführt, steckt Kraft pur dahinter. „Es sind einfache Bewegungen, die mobilisieren und zur Muskelfestigung und Fitness beitragen. Bestimmte Dehnungsübungen haben nicht nur einen gymnastischen Effekt, sondern sind gleichzeitig Abwehrübungen in der Selbstverteidigung“, erklärt Hansch.

Der Willicher spricht von einer Zweckgymnastik, die nicht nur dehnt und kräftigt: Die gesamte Muskulatur wird bewegt. Gewichte oder andere Hilfsmittel kommen dabei nicht zum Einsatz. Es wird allein mit dem eigenen Körper trainiert. „Schon allein ein aufrechter und bestimmter Gang signalisiert anderen Menschen Selbstbewusstsein und widerspricht damit einer möglichen Opferrolle“, sagt Hansch.

Andreas Dederichs, der zweite Vorsitzende des Judo-Clubs Schiefbahn, freut sich indes über den Ausbau der guten Zusammenarbeit zwischen Verein und Krumm, wobei die Kooperation schon seit Längerem besteht. „Damals kam der Judo-Club auf uns zu, weil er Übungsräume für einen Yoga-Kurs suchte, den er seinen Vereinsmitgliedern anbieten wollte“, erinnert sich Heike Brings vom Krumm. Der Kurs startete, und es kam die Idee auf, das Angebot für alle Interessierten zu öffnen. Seit 2016 laufen so zwei Yoga-Kurse im Krumm. In der Stadtteilkonferenz äußerten Bürger indes den Wunsch nach Selbstverteidigungskursen. Das Willicher Begegnungszentrum nahm den Wunsch auf, trat an den Judo-Club heran und realisierte mit dessen Hilfe einen ersten Kurs für Frauen und einen für Mädchen. Das Angebot wurde sehr gut angenommen und gehört seitdem zu den festen Angeboten im Krumm.

Nun ist man gemeinsam einen Schritt weitergegangen und bietet den ersten Selbstverteidigungskursus für Senioren ab 60 Jahren an. Niemand benötigt Vorkenntnisse oder muss besonders sportlich sein. In Sachen Sportoutfit reicht bequeme Kleidung.

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