RBB Vorst macht Menschen mit Behinderung fit für den Arbeitsmarkt

Im Regionalen Beschäftigungs- und Begegnungszentrum werden geistig behinderte Erwachsene auf Berufsleben vorbereitet.

RBB Vorst macht Menschen mit Behinderung fit für den Arbeitsmarkt
Foto: Kurt Lübke

Vorst. Mateus grinst. Gut gelaunt kommt der 23-Jährige den Flur entlanggelaufen und biegt in den Werkstattraum ein. „Wie heißt Du?“, fragt der junge Mann und nimmt dabei die fremde Besucherin in den Arm. Spontane Reaktionen wie diese sind jederzeit möglich, wenn man dem Regionalen Beschäftigungs- und Begegnungszentrum Vorst, kurz RBB genannt, einen Besuch abstattet.

In dem Haus, Lindenallee 12, wohnen und arbeiten geistig behinderte Erwachsene. Manche ziehen sich zurück, wenn sie fremde Personen in ihrer gewohnten Umgebung sehen. Andere stiefeln ohne Umschweife neugierig auf Gäste zu.

Mateus aus Grefrath ist werktags da, weil er von Uschi Schiffer und ihren Kollegen im Team von Ralf Ehlen auf den nächsten Schritt in die eigene Berufstätigkeit vorbereitet werden soll.

„Arbeitstraining und Leistungsmotivation“ ebnen Weg und Ziel von Teilnehmern und Betreuern. Mateus soll wie die anderen in sogenannten Schlüsselqualifikationen für den Arbeitsmarkt gestärkt werden, lernen und beweisen, dass er Zusagen einhalten kann, immer pünktlich erscheint und die eigene Konfliktfähigkeit unter Beweis stellen.

Uschi Schiffer: „Wir bieten im RBB sozusagen eine Zwischenstation zwischen dem geschützten Raum des Wohnumfeldes und den Anforderungen in den Werkstätten an.“

In Mateus’ Gruppe kommen Männer und Frauen mit geistiger Behinderung montags bis freitags zusammen. Ihr Tagespensum beginnt um 8 Uhr im Haus und endet gegen 13.30 Uhr. Die Teilnehmer kommen zurzeit aus Tönisvorst, Grefrath und Süchteln. Auch musikalische und kreative Beschäftigung, sportliche Aktivitäten stehen in der Woche regelmäßig für sie auf dem Stundenplan.

Uschi Schiffer, seit 1999 in dem Haus beschäftigt, blickt zufrieden zurück: „Wir haben es bei vielen schon geschafft, sie fit für die Werkstätten zu machen.“ Dort können geistig Behinderte in Vollzeit als Verpacker oder in der Holz- und Metallverarbeitung eigenes Geld verdienen.

„Für viele bedeutet der Einstieg in die Berufstätigkeit einen Reifeschub“, sagt Uschi Schiffer und erinnert sich an eine Frau, die vier Jahre lang im RBB behutsam trainiert und aufgebaut wurde. Zum Abschied vom Haus habe sie gesagt: „Es war eine schöne Zeit bei euch, aber in der Werkstatt bin ich erwachsen.“

Seit sie 18 ist, arbeitet Uschi Schiffer im Behindertenbereich mit erwachsenen geistig Behinderten. Die Sozialpädagogin hat viele Männer und Frauen über lange Jahre begleitet, Fortschritte angestoßen und verfolgt. Geduld gehört zur Professionalität dazu, denn die oft kleinen und langsamen Entwicklungsschritte sind nicht mit dem Tempo der Leistungsgesellschaft zu vergleichen. „Diese Tätigkeit erdet mich“, sagt Schiffer.

Lernen, gestalten, arbeiten — Mateus hat nicht nur in der tagestrukturierten Fördergruppe seine Ziele gesteckt. Er hat noch etwas anderes fest im Blick. Er soll bald in der neuen inklusiven Laufgruppe des SV Grefrath von Sabine Menniger für die Special Olympics trainieren.

Im Mai finden sie in Düsseldorf statt. Special Olympics Deutschland ist die deutsche Organisation der weltweit größten offiziell anerkannten Sportbewegung für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung. Seine „Fans“ vom RBB Vorst drücken Mateus die Daumen.

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