Tönisvorst Platz im Altenheim kostet mehr

Die Alexianer haben den Pflegeanteil erhöht, obwohl die Pflegekasse mehr zahlt. Das ärgert Angehörige.

Tönisvorst: Platz im Altenheim kostet mehr
Foto: Reimann

Tönisvorst. Seit dem 1. Januar sind die bisherigen drei Pflegestufen durch fünf Pflegegrade ersetzt worden. Dies geht auf das Pflegestärkungsgesetz II zurück, das die Bundesregierung unter anderem erlassen hat, um die Unterstützung für Pflegebedürftige, Angehörige und Pflegekräfte auszuweiten. Dabei gilt: Alle, die bereits Leistungen von der Pflegeversicherung beziehen, erhalten diese mindestens in gleichem Umfang — die allermeisten sogar deutlich mehr. Irritiert zeigen sich deshalb einige Tönisvorster, dass sie für die Unterbringung eines Angehörigen im St. Töniser Seniorenhaus trotzdem mehr zahlen müssen.

Ein Beispiel: Bei der früheren Pflegestufe 2 zahlt die Pflegekasse statt bisher 1330 nun 1775 Euro im Pflegegrad 4. Das sind 445 Euro im Monat mehr. „Ich habe mich schon gefreut, dass dadurch unser Eigenanteil sinkt. Doch stattdessen erhöht das Antoniuszentrum im gleichen Zug seine pflegebedingten Kosten um mehr als diesen Betrag, so dass wir unterm Strich mehr zahlen als vorher“, ärgert sich ein Tönisvorster. Konkret: Statt bisher 2466 müsse er monatlich nun 2531 Euro aufbringen.

„Ja, das stimmt: Der pflegebedingte Anteil am Budget wurde zum 1. Januar 2017 erhöht“, bestätigt Frank Jezierski, Sprecher der Alexianer Tönisvorst GmbH als Träger des Seniorenhauses. Konkret: Das Budget für St. Tönis sei insgesamt um 9,1 Prozent gegenüber 2016 erhöht worden. Der Anteil des pflegebedingten Aufwandes um 12,47 Prozent, für Unterkunft und Verpflegung um 1,63 Prozent. In Vorst sei das Gesamtbudget um 7,3 Prozent angehoben worden.

Zu den Gründen für die Erhöhung sagt Jezierski: „Der Gesetzgeber will mit den neuen Regelungen ausdrücklich die Grundlage schaffen für eine höhere Personaldecke bei der pflegerischen Versorgung. Die zusätzlichen Finanzmittel gehen damit direkt in die Verbesserung der Pflegequalität.“

Angehörige haben an dieser Darstellung erhebliche Zweifel. „Bereits jetzt kann das Haus in St. Tönis nicht ausreichend genug Personal finden beziehungsweise halten“, sagt ein Mann, dessen Vater dort lebt. Er erinnert daran, dass es bereits zum 1. Januar 2016 eine Erhöhung gegeben habe.

Jezierski bestätigt das: Gegenüber 2015 habe es sich um durchschnittlich 2,58 Prozent gehandelt. Dies entspreche jedoch den allgemein Kostensteigerungen im Tariflohn- und Sachkostenbereich.

Aber warum kommt das Seniorenhaus in St. Tönis mit den höheren Summen nicht aus, die 2017 über die neuen Pflegegrade gewährt werden? Dazu sagt der Sprecher der Alexianer: „Das Ziel des Gesetzgebers ist eine bessere Qualität der pflegerischen Versorgung. Wenn wir dem Rechnung tragen wollen, müssen wir mehr qualifiziertes Personal einstellen. Das geht nur mit einer entsprechenden Finanzierung.“ Und er ergänzt: „Wir werden, wie mit den Kostenträgern vereinbart, die Zahl der Pflegekräfte um 6,8 Prozent anheben und dadurch den Bewohnern eine bessere Betreuungsqualität zukommen lassen.“ Die vereinbarten Vergütungssätze sollen die Einrichtungen in die Lage versetzen, den gesetzlichen Anforderungen gerecht zu werden. „Und genau das leisten wir.“

„Mehr Geld bedeutet in St.Tönis nicht, dass es mehr Personal gibt, sondern eher, dass die Mittel zweckentfremdet werden“, hält dem ein Angehöriger entgegen. Oft höre man in der Stadt und im Kreis von extremen Arbeitsbedingungen und einer harten Führung in diesem Haus.

Frank Jezierski sieht dies ganz anders: Der Zuspruch seitens der Tönisvorster Bevölkerung sowohl für das Seniorenhaus in Vorst, als auch in St. Tönis sei sehr gut. Das zeige die dauerhafte Auslastung beider Häuser um die 98 Prozent. Die Pflegesätze in beiden Seniorenhäusern liege im Übrigen bei Betrachtung von 42 Einrichtungen im Umkreis von zehn Kilometern um Tönisvorst nur im Mittelfeld.

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