Plastikmüll kann man vermeiden

Abfallberaterin des Kreises Viersen gibt Tipps. Ein Leben ohne Müll sei aber kaum möglich.

Plastikmüll kann man vermeiden
Foto: Kreis Viersen

Kreis Viersen. Gedankenlosigkeit hat dazu geführt, dass ich zwei Plastiktüten eingekauft habe, die ich mir hätte sparen können. Zeitdruck. Auf dem Weg von St. Tönis ins Büro ein kurzer Stopp am Kempener Obsthof. Zwei Fünf-Kilo-Beutel Äpfel eingekauft. Schnell weiter. In meiner Eile hatte ich zuvor meinen Einkaufskorb auf dem Rücksitz stehengelassen. Mit ihm hätte ich lose Ware mitnehmen können. Ohne Plastikhülle.

Plastikmüll kann man vermeiden
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37 Kilo Plastikmüll produziert im Durchschnitt jeder Bundesbürger im Jahr. Die Zahl hat das Kölner Institut der deutschen Wirtschaft Ende November 2017 veröffentlicht. Gestern wurden Zahlen der EU-Kommission genannt: Europaweit fallen nach ihren Angaben jährlich rund 26 Millionen Tonnen Plastikmüll an. Nicht einmal ein Drittel davon würde zur Wiederverwertung gesammelt. Rund 70 Prozent häufen sich auf Müllkippen, werden verbrannt oder landen in der Natur. In Brüssel macht das Stichwort Plastiksteuer die Runde.

Was kann man tun, um Plastik zu vermeiden? Jetzt, vor Ort, gleich beim Lebensmitteleinkauf? Wir wollen für das Thema sensibilisieren und haben die Frage an Dorothee Kleinermanns weitergereicht. Sie ist beim Abfallbetrieb Kreis Viersen für die Abfallberatung zuständig (Tel. 02162/39 1212) und hat sich auf Verpackungsabfälle konzentriert, da sie regelmäßig anfallen, „zum Beispiel durch den Verbrauch von Lebensmitteln“.

1. Tipp: Mehrweg-Pfandflaschen. Diese Flaschen müssen nicht für jede Befüllung neu hergestellt werden. „Bei Mineralwasserflaschen aus Glas geht man von einer Umlaufzahl von mehr als 50 Befüllungen aus.“ Zum Vergleich: „Die aus Kunststoff werden bis zu 25 Mal befüllt.“ Einwegpfandflaschen werden recycelt, „z.B. Fleece-Pullover daraus hergestellt“. Für jede neue Befüllung aber müsse eine neue Flasche produziert werden.

2. Tipp: So wenig Verpackung wie möglich, so viel wie nötig. Als Beispiel nennt Dorothee Kleinermanns Zahncremetuben. „Sie sind relativ stabil, benötigen daher keine zusätzliche Pappschachtel.“ Obst, das auf einer Styroporschale mit Folienabdeckung gepackt ist? Es könne, so die Abfallberaterin, bei entsprechender Handhabung doch auch lose oder eventuell in einem dünnen Kunststoffbeutel verkauft werden. Nachfüllpackungen für Seife oder Waschmittel seien materialsparender als neue Spender und Flaschen, Konzentrate benötigten kleinere Verpackungen. Großpackungen, etwa der 500-Gramm-Becher Joghurt, spare im Verhältnis zu Klein- und Kleinstverpackungen „sowohl Kunststoff als auch Aluminium für den im Deckel“ ein.

3. Tipp: Tragetaschen aus stabilem Recycling-Kunststoff, Stoff oder Gewebe. „Es bietet sich der gute alte Einkaufskorb an, um insbesondere stoßempfindliche Ware wie Obst und Gemüse unversehrt nach Hause zu bekommen.“ Baumwoll-Varianten seien, so Kleinermanns, nicht per se umweltfreundlich, aber die mehrfache Verwendung relativiere „bei allen Taschen die Belastung bei der Produktion“.

4. Tipp: Sich vor dem Einkauf Gedanken machen, was wirklich benötigt wird. Kleinermanns: „Wer überflüssige Esswaren einkauft, wirft am Ende beides weg: die Lebensmittel und die Verpackung.“ Bei allen Waren sollte man überlegen, ob man sie wirklich brauche - das gelte für Lebensmittel wie für Konsumartikel. Denn, so Kleinermanns: „Für die Umwelt ist nicht nur der Abfall ein Problem. Alle Waren, die produziert werden, verursachen Belastungen, weil Wasser, Rohstoffe und Energie für die Herstellung gebraucht werden.“

5. Tipp: Verwendung der Ware Lebensmittel vorsichtig transportieren, richtig lagern, rechtzeitig verwenden und Reste „fantasievoll verwerten“.

6. Tipp: Reparatur: Schuhe kaputt? Reißverschluss der Tasche defekt? Warum die Sachen nicht zum Schuster oder Schneider bringen. „Für die Umwelt lohnt sich eine Reparatur oft, weil dann die Produktionsbelastung wegfällt“, so Kleinermanns.

„Trotz aller Bemühungen wird es kaum jemandem gelingen, ein abfallfreies Leben zu führen“, so Dorothee Kleinermanns. Sie informiert über die richtigen Entsorgungswege: „Für Verpackungen aus Kunststoff ist der Gelbe Sack bzw. die Gelbe Tonne vorgesehen. Restentleert, aber nicht gespült. Getrennt entsorgt, landen diese Kunststoffe auch nicht im Meer.“ Besonders bei Bioabfällen sei auf sorgfältige Trennung zu achten. In die braune Tonne gehören nur „pflanzliche und unzubereitete Bioabfälle“. Auch Apfelreste. Ohne Plastikbeutel.

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