Vorst Pfarrer Eicker und sein Gemeindevorstand

Für die Pfarre St. Godehard beginnt nun die Zeit nach Pfarrer Ludwig Kamm. Die Vorster zeigen sich nicht unvorbereitet. Mit viel Elan will die Mannschaft aus Ehrenamtlern und Hauptamtlichen die vitale Gemeinde erhalten.

Vorst: Pfarrer Eicker und sein Gemeindevorstand
Foto: Reimann

Vorst. Ludwig Kamm hat gepackt. Der Geistliche, der 27 Jahre als Pfarrer von Vorst St. Godehard repräsentierte und kürzlich in Rente gegangen ist, hat eine Wohnung gefunden. Er zieht in diesen Tagen nach Kempen um.

Am Konferenztisch des Vorster Pfarrhauses an der Kuhstraße, in dem Kamm jahrelang Gemeindemitglieder und Gäste empfing, nimmt nun im Gegenzug ein Kempener Platz: Pfarrer Thomas Eicker ist der Neue, der kein Neuer ist.

Seit Juli 2016 ist Eicker Leiter der Gemeinschaft der Gemeinden Kempen-Tönisvorst, fördert in dieser Funktion das pastorale Leben der Kirchengemeinden. Vor genau zwei Monaten hat ihn Bischof Helmut Dieser offiziell mit der priesterlichen Leitung der Tönisvorster Pfarrgemeinde betraut.

Eicker steht damit zahlenmäßig quasi einer Kleinstadt vor: 28 000 Mitglieder umfasst seine Gemeinschaft der Gemeinden (GdG) - etwas weniger als Tönisvorst Einwohner hat.

Pfarrer Eicker bezeichnet seinen Kollegen Ludwig Kamm als „eine Institution“ und betont: „Eine Eins-zu-eins-Nachfolge von Kamm geht nicht!“ Das ist nicht nur den hauptamtlichen Kräften in der Pfarre klar. Schon 2015 hatten sich ehrenamtliche Gemeindemitglieder positioniert, die weiter und mehr Verantwortung übernehmen wollten. Ziel ihres abgestimmten Vorhabens war es, die Situation des personellen Umbruchs Mitte 2017 in einen geordneten Aufbruch zu lenken. Das scheint gelungen: Vorst zeigt sich gewappnet.

Pfarrer Thomas Eicker stellte gestern die fünf Mitglieder des neuen Gemeindevorstands vor. Es sind bekannte Gesichter in und überwiegend aus Vorst, die sich seit Jahren mit Stimme, Talent und Überzeugung ehrenamtlich in unterschiedlichen Bereichen und Gremien des Gemeindelebens einbringen. Sie sind von nun an Stütze, Ansporn und abrufbarer Erfahrungsschatz des neuen Pfarrers.

„Durch diesen Gemeindevorstand wird noch mehr Lebenswirklichkeit in der Gemeinde zusammengetragen“, betont Eicker. Katharina Knappe beispielsweise: Die Lehrerin am Berufskolleg Neuss, 61 Jahre alt, ist vom Pfarreirat bestimmt worden. Knappe ist seit mehr als 30 Jahren in der Pfarre aktiv, etwa als Kommunionhelferin, als Lektorin und in der Vorbereitung von Wortgottesdiensten.

Landwirt Martin Dahmen, langjähriger stellvertretender Kirchenvorstand, sieht die Aufgabe des Gemeindevorstands in der Koordination der Aufgaben. Dabei setzt er ebenso selbstbewusst wie vertrauensvoll auf die in Vorst aktiven kirchennahen Vereine, die Schützen, Kolpingsfamilie, die Frauengemeinschaft. Dahmen ist sicher: „Es wird keinen Bruch im Pfarrleben geben. Wir werden es so lebendig erhalten, wie es ist.“

Gemeindereferentin Regina Gorgs (54) ist auf den Tag genau seit zwei Jahren in der GdG Kempen-Tönisvorst. Sie sieht die Vernetzung der Gemeindearbeit als vorrangig an, etwa in einem Konzept zur Kommunion-Vorbereitung in den vier Pfarren. „Impulse bekommen und zusammenbekommen“, sagt sie. Sie wird sich als Mitglied des Gemeindevorstands nun noch intensiver in Vorst umsehen. Die Verbindung zum Kindergarten am Grünen Weg ist bereits stark, die zur Grundschule wurde neu aufgenommen. „Über Familien und Kinder kommt man gut in ein neues Umfeld hinein.“

Christa Thomaßen, Vorsitzende des Pfarreirates, verfügt durch ihre mehr als drei Jahrzehnte währende Mitarbeit über ein sehr großes Netzwerk. Der persönliche Kontakt zu den Menschen jeden Alters ist ihr wichtig. Sie entgegnet allen Skeptikern, die behaupten, „es ginge den Bach ’runter, wenn der Pfarrer nicht da ist“: „Wir sind selber Kirche.“ Thomaßen will für die Sache Jesu einstehen und die Begeisterung entfachen.

Die langjährige Pfarrsekretärin Inge Bräuning nimmt weiterhin die Position an der wichtigen Schnittstelle Pfarrbüro ein. „Ein Hotspot“, sagt Eicker, der Dreh- und Angelpunkt der Gemeinde, die Anlaufstelle für die Gemeindemitglieder. Sie freut sich auf die bevorstehende „spannende Zeit“. Sie hat das Gefühl: „Die Gemeindemitglieder wollen, dass die Gemeinde erhalten bleibt.“

Personell will Pfarrer Eicker die Pfarrbüros, die untereinander mehr kooperieren müssten, aufstocken. Eine Haltung, die Martin Dahmen unbedingt unterstützt. Das Bistum hat sich noch nicht so kooperativ gezeigt wie erwartet und gewünscht. Eicker hat noch einmal in einem Schreiben nachgelegt. Das Bistum hat mit einem Gesprächstermin reagiert.

Morgen wird der Gemeindevorstand offiziell eingeführt. Die Messe mit anschließendem Empfang in St. Godehard beginnt um 10 Uhr. Zur Einführung bringt Pfarrer Thomas Eicker einen Staffelstab für „seine Mannschaft“ mit. Denn, das betont er mehrfach: Gemeindeleben ist Teamarbeit. Und er hält für die nun angebrochene Zeit nach der Kamm-Ära fest: „Kirche ist immer im Umbau, weil sie sich immer erneuern muss.“

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