Tönisvorst Packend und gruselig zugleich

Der Vorster Autor Sebastian Thiel stellt mit dem Buch „Panikstadt“ seinen ersten Kriminalroman vor.

Tönisvorst: Packend und gruselig zugleich
Foto: Kaiser

Vorst. Polizisten, die psychisch kaputt, frustriert und dem Alkohol zugeneigt aus dem Dienst ausscheiden, sind häufig gewählte Protagonisten in Krimis. Für Autoren besteht die Gefahr, ein abgedroschenes Klischee zu erzählen. Der Vorster Autor Sebastian Thiel nimmt diese Hürde in seinem neuen Thriller „Panikstadt“ gekonnt. Zum ersten Mal hat der 33-Jährige in diesem Genre geschrieben. „Eine Herzensangelegenheit“, wie er sagt. Das Werk sei über viele Jahre gewachsen. Bislang hat Thiel vor allem Historienromane veröffentlicht.

Sein erster Krimi ist eine spannende und kurzweilige Geschichte. Der Düsseldorfer Kommissar Florian Rasch ist nach einem Schusswechsel im Einsatz aus dem Dienst ausgeschieden. Sein Privatleben ist den Bach runter gegangen. Er geht zum Psychiater und ist auf Antidepressiva. Als ein Serienmörder in Düsseldorf scheinbar wahllos Menschen mit Giftspritzen ermordet, aktivieren die Ermittler ihren erfahrenen Kollegen. Denn die Soko tappt im Dunkeln während die Stadt in Hysterie verfällt.

Die Handlung erzählt Autor Thiel knackig auf gut 200 Seiten, meist aus der Perspektive von Ex-Kommissar Rasch. Der Leser erlebt so nicht nur die schleppenden Ermittlungen sondern auch Raschs persönlichen Kampf. Er steht vor dem Scheideweg sich noch einmal aufzuraffen oder sich dem Niedergang gänzlich hinzugeben. Teilweise lassen Raschs intensiv geschilderte Leiden sogar den Fall in den Hintergrund geraten. Ab und an wechselt Thiel in die Perspektive des Massenmörders, ohne dessen Identität zu verraten.

Packend und gleichsam gruselig schildert Thiel aus Sicht des Mörders die grausamen Taten. Die gekonnte und detaillierte szenische Beschreibung sowie die wahnsinnigen Gedanken des Mörders geben dem Geschehen eine beängstigend realistische Facette.

Ohnehin ist das ausführliche, szenische Beschreiben Thiels Stärke. So gelingt ihm ein actionreiches Finale der Story. Dafür wirken die Dialoge teilweise etwas hölzern. Die Tätersuche ist zwar spannend, aber phasenweise etwas plump. Ex-Kommissar Rasch muss fast keine Ermittlungsarbeit leisten. Eigentlich schlägt er nur ab und an in Manier eines schlechteren, rheinischen Sherlock Holmes ein paar Ermittlungsakten auf und kommt durch bloßes Betrachten der Fakten dem Täter näher als ein riesiges Polizeiteam. Das ist zwar ganz nett zu lesen, wirkt in der Häufung aber zu konstruiert.

Düsseldorf scheint ein geeigneter Schauplatz zu sein. Die Beschreibungen der Stadt bleiben allerdings oberflächlich. Das Nennen vieler Straßennamen und das ständige Wiederholen von ein paar Klischees (Düsseldorfer mögen Kölner nicht und sind ohnehin etwas eingebildet) bringen noch keinen lokalen Bezug in einen Krimi. Ein subtilerer Umgang mit der Stadt und ihren Eigenschaften wäre wünschenswert gewesen.

Trotz dieser Mankos ist Thiel ein lesenswerter Roman gelungen. Seine freche Schreibe, stets bereit auch mal einen vulgäreren Tonfall anzuschlagen, gibt der spannenden Handlung zusätzlichen Unterhaltungswert. Zur einer entspannten Feierabendlektüre taugt „Panikstadt“ problemlos.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort