Mehr betreute Wohnungen geplant

Eine Berechnungsgrundlage des Kreises sieht acht Alterswohnungen pro 100 Einwohner über 80 Jahren vor.

Mehr betreute Wohnungen geplant
Foto: Wolfgang Kaiser

Willich. Eine klar umrissene Definition als solche gibt es nicht. Aber nichtsdestotrotz weiß jeder genau, was gemeint ist, wenn das Stichwort Betreutes Wohnen fällt. Innerhalb der Pflegeplanung im Kreis Viersen heißt es so: „Unter Betreutem Wohnen versteht man eine Anzahl von altersgerechten beziehungsweise barrierefreien Wohnungen, die über eine gewisse Grundausstattung mit Angeboten wie Notruf und Betreuungsstützpunkt und je nach Bedarf über ein abrufbares Dienstleistungsangebot wie zum Beispiel hauswirtschaftliche Hilfen, Mahlzeitendienst und ambulante Pflege verfügen.“ Dazu hat der Kreis eine Berechnungsgrundlage vorgelegt. Es sollen in jeder Gemeinde oder Stadt acht solcher Wohnungen mit Service je 100 Einwohner ab 80 Jahren bereitgestellt werden. Diese Zahl ist für ganz Willich zwar noch nicht erreicht, wird aber angestrebt.

„Es ist schwierig, den genauen Stand der Wohneinheiten zu erfassen, da auch private Anbieter solche Wohnformen anbieten. Sie sind aber nicht verpflichtet, sie bei uns anzugeben“, sagt die städtische Beigeordnete Brigitte Schwerdtfeger.

Brigitte Schwerdtfeger, Beigeordnete der Stadt Willich

Der Masterplan der Stadt Willich zeigt auf, dass bereits wichtige Bausteine für das Wohnen im Alter vorhanden sind. So ist an das DRK-Seniorenhaus Moosheide die Wohnform des Betreuten Wohnens angeschlossen. 34 barrierefreie Mietwohnungen fördern die eigenständige Lebensgestaltung der Bewohner und offerieren gleichzeitig die Sicherheit einer Grundversorgung im Alter. Zusätzlich können im Bedarfsfall weitere Dienstleistungen zur Unterstützung und Pflege in Anspruch genommen werden.

Auch das Alten- und Pflegeheim Hubertusstift in Schiefbahn bietet fünf Zwei-Zimmer-Wohnungen an. Auf Wunsch können die Mieter die Mahlzeitenversorgung und die Freizeitaktivitäten des Hubertusstifts nutzen. Nicht über ein Betreutes Wohnen, aber über Seniorenwohnungen an sich verfügt Anrath am Kirchplatz. Hier gibt es 22 öffentlich geförderte barrierefreie Wohnungen. Dazu kommt die Eigentumswohnanlage an der Lorenz-Schmitz-Straße mit zwölf barrierefreien Einheiten. Am Kirchplatz entsteht zudem weiteres Wohnen für Senioren im Sozialwohnungsbau, wobei hier auf eine Mischform von Familien und älteren Menschen gesetzt wird. Der Neubau wird beides unter seinem Dach vereinen.

Neersen bietet 30 barrierefreie Wohnungen am Schloss an. Wie sehr nicht nur das Thema Betreutes Wohnen den Menschen am Herzen liegt, zeigte seinerzeit die Initiative Plan A in Willich. Hier stand das Thema einer Senioren-Wohngemeinschaft im Mittelpunkt. Der Verein hat seinerzeit in Zusammenarbeit mit der Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft (GWG) für den Kreis Viersen ein Wohnprojekt für gemeinschaftliches Wohnen im Alter umgesetzt. Das Domizil Plan A an der Osterather Straße ging im Jahr 2013 mit 18 barrierefreien Wohneinheiten in unterschiedlichen Größen an den Start. Dabei war die Finanzierung sowohl sozial gefördert wie auch frei finanziert. Mit dem Wohnpark Kaiserplatz realisierte die GWG ein weiteres seniorengerechtes Wohnprojekt aus 20 barrierefreien Wohnungen.

Im Rahmen der Quartiersentwicklung hat sich im Stadtteil Schiefbahn indes eine Gruppe zum Thema „Alternative Wohnformen“ gebildet. Unter dem Namen „Netzwerk Schiefbahn“ finden regelmäßige Treffen statt, bei denen selbstbestimmtes Wohnen im Alter ein großes Thema ist. Auch hier sind es Bürger, die sich dafür einsetzen wollen, dass entsprechende Angebote realisiert werden können. „Selbstorganisation aus der Bürgerschaft ist wichtig. Findet sich dabei ein Träger, so kann dieser sich direkt sicher sein, dass die Wohnungen allesamt sofort vermietet werden können“, sagt Bärbel Blomen.

Bärbel Blomen, städtische Seniorenbeauftragte

Die städtische Seniorenbeauftragte erinnert daran, dass ganze Stadtgebiete überaltern. Senioren würden dabei ihr zu groß gewordenes und nicht mehr passendes Eigenheim gerne verkaufen, finden aber nichts Altersangepasstes. Das Fazit ist ganz klar. Es werden vermehrt altersgerechte Wohnungen mit Service benötigt, die zudem auch bezahlbar sind. „Wichtig sind die Vielfalt des Angebotes und das Vorhandensein von genügend barrierefreiem und auch bezahlbarem Wohnraum, so dass jeder Mensch die für ihn passende Wohnform wählen kann“, betont Blomen. Das Betreute Wohnen ist dabei eine von vielen möglichen Formen.

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