Tönisvorst Lkw-Trasse: Anwohner sind es leid

Das Thema Nüss Drenk scheint eine Art unendliche Geschichte zu sein. Jetzt war die SPD vor Ort — und will helfen.

St.Tönis. „Teilweise fallen hier schon die Fugen aus dem Klinker. Der Gullydeckel vor meinem Haus ist schon abgesackt.“ Das berichtet André Wellm, der schon seit vielen Jahren im St. Töniser Gebiet „Nüss Drenk“ wohnt. Es ist ein Wohnen mit Handicaps. Auch für seinen Sohn Jonas (6). „Nachts oder zwischendurch einmal für längere Zeit das Fenster in seinem Kinderzimmer aufzumachen, geht gar nicht — oder nur mit großem Lärm.“

Wellm ist ein Anwohner von vielen, die sich seit Jahren über den Verkehr und über die vielen Brummis aufregen, die die Umgehung Nüss Drenk/Südring befahren. Jetzt kam die SPD mit ihrem Info-Stand sowie mit Vize-Bürgermeister Uwe Leuchtenberg, dem Parteivorsitzenden Helge Schwarz und dem Vorsitzenden des Planungsausschusses, Hans-Joachim Kremser, vorbei. Man erklärte sich solidarisch mit den Anwohnern und ihren seit Jahren vorgetragenen Forderungen, Lkw ab 7,5 Tonnen, die keine direkten Anlieferer sind, die Weiterfahrt zu verbieten.

Für diesen Ortstermin hatte sich insbesondere die Wahlkreis-Betreuerin Ulrike Zitz, die ebenfalls dort wohnt, stark gemacht. Sie sagt: „Seitdem Krefeld an Haus Bönninghausen Einfahrverbote für den Schwerlastverkehr ausgesprochen und dicht gemacht hat, ist der Verkehr hier kaum auszuhalten. Hinzu kommen die Feinstaubbelastungen.“

Die vielen Anwohner fühlen sich von ihrer Stadt als „Stiefkinder“ behandelt. Die 83-jährige Christel Kautz, die zu dem Termin mit ihrer Tochter Gudrun gekommen war, sagt: „Wir werden bislang immer nur vertröstet.“ Nicht nur für sie ist es unbegreiflich, dass es bis zum heutigen Tage keine aktuellen Zahlen über das tatsächliche Verkehrsaufkommen auf dieser Umgehung gebe. Andere Anwohner erinnerten daran, dass der zuständige Landesbetrieb zuletzt 2015 eine Verkehrszählung durchgeführt habe, deren Ergebnisse immer noch nicht vorlägen.

Über das letzte Statement von Ordnungsamtsleiter Wolfgang Schouten, der gegenüber früheren Bestandsaufnahmen nach eigenen Zählungen von keinen signifikanten Steigerungen gesprochen hatte — so soll es ähnlich wie im Jahr 2005 etwa 110 tägliche LKW-Bewegungen geben —, können die Anwohner nur müde lächeln. Christel Kautz: „Krach machen vor allem die Autotransporter. Sie können teilweise an den späten Nachmittagen nicht mehr sicher über die Straße gehen.“

Dies kann der 65-jährige Walter Wellm, Vater von André Wellm, nur bestätigen: „Die Belastungen haben sich enorm erhöht.“ Außerdem seien immer mehr Giga-Liner, also besonders lange Laster, darunter. Seine Meinung nach müsse in Absprache mit Krefeld nach besseren Wegen und Verbindungen gesucht und machbare Alternativen aufgezeigt werden: „Aber die Krefelder stellen sich offenbar derzeit ziemlich borniert an.“

Zahlreiche weitere Vorschläge wurden gemacht. Etwa, die Geschwindigkeit auf dieser Umgehung durch mobile Messgeräte anzuzeigen und auch Feinstaubmessungen durchzuführen. Eine andere geäußerte Idee lautet, das Ortseingangsschild an Nüss Drenk etwas in Richtung der Krefelder Stadtgrenze zu versetzen, um dann auf dem größeren innerörtlichen Teilstück bessere eigene Gestaltungsmöglichkeiten zu haben.

SPD-Mann Kremser: „Was dort täglich passiert, ist für die Anwohner eine Zumutung.“ Auch müsse von der Verwaltung das Gespräch mit Krefeld gesucht werden. „Nur die Schotten selbst dicht zu machen, ist für Tönisvorst überhaupt keine Lösung.“

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