Lebensfreude im Walzertakt

Fünf Komponisten, ein Name: Die Neue Philharmonie Westfalen spielte Strauß-Melodien.

Tönisvorst. „Freut euch des Lebens“ — mit diesem Walzer von Johann Strauß (Sohn) eröffnete die Neue Philharmonie Westfalen (Leitung: Generalmusikdirektor Heiko Mathias Förster) das Neujahrskonzert im Forum.

Der Stadtkulturbund Tönisvorst hatte einen guten Griff getan. Der rauschende Applaus des ausverkauften Hauses gab Veranstalter und Musikern Recht, auch einmal eine große Strauß-Gala zum Thema eines Neujahrskonzertes zu machen. Förster betonte, dass im Programm alle fünf Komponisten der berühmten österreichischen Familie vertreten waren, auch der eher selten gespielte Johann Strauß (Enkel).

Vor der Musik standen gute Wünsche zum neuen Jahr. Peter Siegel, Vorsitzender des Stadtkulturbundes, bedankte sich insbesondere bei Freunden, Sponsoren und Förderern des Vereines. „Ohne finanzielle Hilfe wäre das, was wir bewegen, nicht möglich.“

Christiane Tille-Gander überbrachte als stellvertretende Bürgermeisterin die Wünsche der Stadt. Sie dankte dem Stadtkulturbund für viele tolle Erlebnisse mit den Veranstaltungen des letzten Jahres. Sie wünschte sich, dass man in der schnelllebigen Zeit auch einmal inne halten möge, um Augenblicke zum Beispiel mit seiner Familie zu genießen.

Mehr aber noch sollte man an diesem Abend die Musik genießen, die das große Orchester im Dreiviertel-Takt begann. Heiko Mathias Förster meinte nach dem Walzer „Freut euch des Lebens“, dass dieser Titel auch Mottowunsch fürs Jahr 2011 sein möge. Der Abend mit Walzer- und Polka-Klängen sollte jedenfalls den notwendigen Schwung für den Jahresbeginn geben.

Sehr charmant gab Förster zu vielen der 19 vorgetragenen Stücke Informationen über Hintergründe der Komposition und zu Besonderheiten der fünf Komponisten. Die Operette „Die Fledermaus“ könne man, so sagte er, auch in 20 Minuten spielen.

Johann Strauß (Sohn) habe die Gesangsteile weggelassen und die Musik auf die Polka Tic-Tac, die Quadrille Fledermaus und die Ouvertüre reduziert. So konnte das Publikum vor der Pause die „komplette“ Operette genießen.

Mit Genuss ging es auch in die zweite Programmhälfte. Das Publikum wurde mehrfach als Musiker eingebunden. Bei der Polka „Im Kraf’n wald’l“ waren nicht nur Kuckucks-Flöten im Publikum verteilt, alle mussten mit Kussgeräuschen und Vogelstimmen das Stück untermalen.

Das in der Zeit der Komposition noch junge Fortbewegungsmittel Eisenbahn war gleich zwei Mal im Programm vertreten. Ob als Fahrt im „Vergnügungszug“ oder in Eduard Strauß’ Polka „Ohne Aufenthalt“. Hier gab Förster als Schaffner mit einem Signalhorn der Bahn das Zeichen zur Abfahrt. Die Ersten Geigen bremsten den Zug und die Polka am Ende lautstark mit typischen Bremsgeräuschen ab.

Nach dem Programm bekam das Publikum noch zwei Wiener Neujahrsklassiker als Zugabe, den Walzer „An der schönen blauen Donau“ und den Radetzky-Marsch von Johann Strauß Vater.

Hier dirigierte Förster, der den ganzen Abend mit hohem Körpereinsatz agierte, neben den Philharmonikern auch das Publikum, das mitklatschte — aber nur auf das Zeichen des Dirigenten, der ein hervorragendes Orchester zu Höchstleistungen führte.

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