Tönisvorst Kunstmotive — plakativ und weiblich

Edeltraud Beurskens aus Vorst ist eine Frau, die von Berufs wegen viel mit Zahlen zu tun hat. In ihrer künstlerischen Entfaltung widmet sie sich Farben und Formen. Im Mittelpunkt steht der weibliche Körper.

Tönisvorst: Kunstmotive — plakativ und weiblich
Foto: Dirk Jochmann

Vorst. Wie wird eine Bankkauffrau zur Künstlerin? Im Falle von Edeltraud Beurskens ging das so: Vor 15 Jahren, gerade 40 Jahre alt, kaufte sie Farbe und Leinwand und malte spontan ein Bild für eine Freundin.

Leider sollte das Erstlingswerk einem Feuer zum Opfer fallen. Aber in den zurückliegenden Jahren sind viele weitere Bilder entstanden. Edeltraud Beurskens lernte viel dazu, besuchte unter anderem das Institut für Ausbildung in Bildender Kunst und Kunsttherapie in Bochum.

Das Studium in Bochum umfasste auch ein Semester Grafik-Design. Aus dieser Zeit stammt das Plakat, auf dem eine Ausstellung der Vorsterin im Museum Ludwig in Köln angekündigt wird. Das ist ein Wunschtraum, aber die 55-Jährige hatte bereits etliche Ausstellungen, zuletzt in den Räumen der Krefelder Volksbank. Die Frau, die in Lobberich arbeitet und in Vorst wohnt, braucht zum Malen die Distanz zu ihrem Alltagsleben.

Edeltraud Beurskens über den Diplom-Designer Thorsten Lehmann, dessen Meisterklasse sie besuchte

Und weil das so ist, hat sie in Krefeld ein Apartment gemietet, das sie als Atelier nutzt. In Bochum besuchte sie zuletzt die Meisterklasse von Thorsten Lehmann - der Diplom-Designer hat seine Schülerin stets unterstützt, ohne sie in eine bestimmte Richtung zu drängen. „Er ist ein Querdenker und war für mich enorm wichtig“, sagt die Künstlerin. Aber so ergiebig die Zeit in Bochum auch war, parallel dazu besuchte Edeltraud Beurskens Zeichenkurse - auch in Aktmalerei — bei Piotr Sonnewendt und ließ sich von Era Freidzon in Porträtmalerei unterrichten.

Beides macht Sinn, weil der weibliche Körper im Mittelpunkt steht und ihre Protagonistinnen auch Gesichter haben. „Ich male nicht so gerne dekorative Sachen“, sagt Edeltraud Beurskens über sich, und Blumenbilder sind in ihrem Atelier noch nie entstanden.

Die fröhliche, sportliche Frau hat auch eine ausgeprägt nachdenkliche Seite, die durch eine Krebserkrankung wahrscheinlich noch verstärkt worden ist.

Inwieweit ist der Mensch fähig, eigene Entscheidungen zu treffen? Sind die Vorgaben so einengend, dass eigene Entscheidungen kaum oder gar nicht mehr möglich sind? Werden Menschen zu sehr von Konventionen ausgebremst? Das sind einige der Fragen, mit denen sich die Vorsterin befasst und im Rahmen ihrer Malerei zu beantworten versucht. Kein Wunder, dass keine Glücksbilder dabei herauskommen. Das Plakative überwiegt.

Da ist zum Beispiel das Bild, auf der eine Frau sitzt, in sich versunken — sie scheint total zu zerfließen. Trotz dieser bedrohlichen Situation scheint sie ihrer Würde keinesfalls beraubt zu sein. Das Bild „Die Frau auf der Brücke“ spiegelt eine gespenstische nächtliche Szenerie wider. Eine weibliche Gestalt sitzt zusammengekauert auf einer Brücke. Verzweiflung pur.

Edeltraud Beurskens hat in ihrem Atelier noch keine Blumenbilder gemalt.

Die Bilder können traurig, zumindest aber nachdenklich stimmen: Die Frauen wirken fragil, schutzbedürftig.

Edeltraud Beurskens gestaltet vor allem mit Acrylfarbe, aber nicht ausschließlich. So sind auch einige Materialcollagen in ihrem Atelier zu sehen und die skizzenhaften Bleistiftzeichnungen schimmern durch die Farben durch.

Die 55-Jährige hatte sich auch mit Linoldrucken auseinandergesetzt - eine Technik, die sie nicht weiter interessiert hat. Sie kann sich allerdings vorstellen, das Thema „Skulpturen“ mal wieder aufzugreifen.

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