Kirchplatz ist „mein Lieblingsplatz“

Mit Gartenstuhl fährt die WZ nun zu Lieblingsorten in Tönisvorst, Willich, Kempen und Grefrath. Leser können sich an der Fotoserie beteiligen. In St. Tönis geh’s los.

Kirchplatz ist „mein Lieblingsplatz“
Foto: Kurt Lübke

Tönisvorst/Willich/Kempen/Grefrath. Der alte Gartenstuhl ist ein Schnäppchen vom sogenannten „P1“-Flohmarkt in Düsseldorf. Gesehen, gekauft und nun gleich eingesetzt, also platziert an einem Lieblingsort in St. Tönis.

Genau darum geht es in dieser neuen Serie der WZ-Redaktion. Der Stuhl geht mit Fotograf auf Wanderschaft — an öffentliche Orte, die Menschen zu ihren bevorzugten Plätzen in der jeweiligen Stadt erkoren haben. In Tönisvorst, Willich, Grefrath und Kempen.

Mein Lieblingsplatz in St. Tönis

Den Anfang machen die Redaktionsmitglieder, die von Berufs wegen in viele Viertel und Winkel der Städte kommen. Danach wollen wir Bürger ansprechen, die sich besonders in ihren Städten oder Ortsteilen engagieren und dadurch auch eine intensive Beziehung zu ihrer Umgebung haben.

Wenn auch Sie einen öffentlich zugänglichen Lieblingsplatz haben und uns erzählen möchten, warum das so ist, dann schicken Sie uns gerne eine Mail an [email protected] — und wir kommen dann mit unserem Gartenstuhl bei schönem Fotografier-Wetter zu Ihnen.

Jetzt war schon häufiger vom Lieblingsplatz die Rede, nun wollen wir aber auch starten: Ich habe mich für den Kirchplatz in St. Tönis entschieden. Mitten drin und doch beschaulich, ruhig und doch ein Kreuzungsort für Autofahrer, Radler und Fußgänger, die St. Cornelius ansteuern, eine der Praxen besuchen, in die Fußgängerzone möchten oder weiter zur Grünanlage am Pastorswall spazieren wollen.

Das mächtige, aber überhaupt nicht erdrückende Kirchengebäude ragt in der Mitte des Platzes empor, umgeben von Bäumen und Wiesen. Darum herum führt die Straße, die von den Häusern umrahmt wird. So viele ganz unterschiedliche Fassaden, die schön und einladend aussehen. Da möchte man gucken und gucken und am liebsten hier und da auch einmal durch die Haustür treten und mit den Bewohnern über ihr Zuhause sprechen — von der schönen Ansicht zur schönen Aussicht.

Hier herrscht viel von dem geliebten Flair niederländischer Städtchen — gesellig, wohnlich, gemütlich, gepflegt und individuell. Und das Glockengeläut gibt den Takt an, wenn nicht wie kürzlich ein Blitzeinschlag die Elektronik trifft.

In dem Zusammenhang erinnere ich mich gerne an einen Termin, der bereits einige Jahre zurückliegt. 2011 war mit Matthias Dichter aus Übach-Palenberg ein damals 16 Jahre junger Mann nach St. Tönis gekommen. Der Jugendliche, der, wie seine Mutter damals im Interview erzählte, einmal Glockensachverständiger werden wolle, hatte mit Technik den Dachstuhl der Kirche erklommen, um pünktlich um ein Uhr die Glocken der katholischen Pfarrkirche läuten zu lassen, damit auch diese charakteristische Klangfolge in eine europaweite Dokumentation von Kirchenglocken aufgenommen werden konnte.

Matthias Dichter ist, habe ich damals erfahren, der Urenkel des Glasmalers Gustav Fünders, der einst die Kirchenfenster von St. Cornelius in St. Tönis gestaltete.

Die kann man sich allerdings in der Tat besser von innen, also von einer Kirchenbank aus ansehen, als draußen vom Gartenstuhl am Lieblingsplatz aus.

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