Ist die IHK-Analyse nicht gefragt?

Unternehmer wundert sich, warum Stadt an Diskussion nicht interessiert zu sein scheint.

Tönisvorst. Wolfgang Kaninekens ist enttäuscht: Der Unternehmer hatte mit seinem Kollegen Gregor Heidenfels den Antrag gestellt, im Ausschuss für Wirtschaftsförderung einen Vertreter der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein einzuladen. Dieser sollte den Mitgliedern des Gremiums die Gelegenheit geben, sich detailliert die Analyse der IHK zum Wirtschaftsstandort Tönisvorst erläutern zu lassen. Doch wie der Unterlage für die Ausschusssitzung am 26. April zu entnehmen ist, sieht die Stadtverwaltung dazu derzeit keine Notwendigkeit.

Zu einem ähnlichen Antrag der FDP-Fraktion schreibt sie nämlich: Die Möglichkeit, den IHK-Referenten einzuladen, gebe es. Aber „es haben sich Themenfelder schon deutlich fortentwickelt und sind nicht mehr aktuell“. Zum Beweis wird auf den Glasfaserausbau verwiesen, der zum Ende des dritten Quartals 90 Prozent der Tönisvorster Gewerbeflächen umfasse. Nur die Firmen an der Kempener Straße in Vorst und am Graverdyk würden davon nicht erfasst.

Nun ist in der IHK-Standortanalyse, die Ende 2017 vorgestellt wurde, nicht nur Kritik an einer schlechten Breitbandversorgung zu finden. Insbesondere in einer Befragung von rund 100 Unternehmen finden sich weitere kritische Hinweise zu Standortfaktoren, Gewerbesteuer-Kosten, Beratungs- und Arbeitsmarktfaktoren sowie der Qualität der Innenstädte. Deshalb hatten Kaninekens und Heidenfels angeregt, im politischen Raum zu diskutieren, inwieweit sich konkrete Maßnahmen zur Umsetzung von Verbesserungen aus der Standortanalyse ergeben könnten. „Wieso wehrt sich die Stadt dagegen so vehement?“, fragt Kaninekens.

Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der IHK, zeigt sich ebenfalls irritiert: „Erst die Auseinandersetzung mit sachlicher Kritik führt letztlich zu Standortverbesserungen für die Wirtschaft — und das ist doch sicherlich im Interesse von Politik und Verwaltung.“

Für die FDP-Fraktion kündigt Vorsitzender Torsten Frick schon an: „Wir werden den Antrag nochmals konkret stellen, die IHK einzuladen.“ Erkenntnisse dürfe man „nicht unter den Teppich kehren“.

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