Im Standesamt fing alles an

Wolfgang Schouten geht Ende April in den Ruhestand. Doch der langjährige Leiter des Ordnungsamtes bleibt weiter aktiv.

Im Standesamt fing alles an
Foto: Reimann

Tönisvorst. Neben dem Bürgermeister zählt er ganz sicher zu den bekanntesten Mitarbeitern der Tönisvorster Stadtverwaltung: Wolfgang Schouten, langjähriger Leiter des Ordnungsamtes. Ende des Monats geht der 65-Jährige in den Ruhestand. Wobei: Wirklich ruhig wird es für den agilen Vorster auch in Zukunft nicht werden.

Im Standesamt fing alles an
Foto: Kurt Lübke

„Hier hat quasi alles angefangen“, sagt Schouten, der sich zum Ende seiner Verwaltungslaufbahn mit der WZ in seinem Büro getroffen hat. Dieses Büro mit der markanten hölzernen Doppeltür liegt im zweiten Stock des Verwaltungsgebäudes an der Bahnstraße. „Früher war in diesem Raum das Standesamt“, erzählt Schouten, der vor 40 Jahren auch selbst hier geheiratet hat. Standesbeamter war damals Hans-Gerd Scholten, der dem jungen Kollegen von der Krefelder Stadtverwaltung eher beiläufig sagte: „Wenn Sie Lust haben, zu uns zu wechseln, dann kommen Sie doch einfach mal vorbei.“ 1980 war es dann soweit: Schouten wechselte nach Tönisvorst.

Wolfgang Schouten

Wie war er überhaupt auf die Idee gekommen, eine Verwaltungskarriere zu machen? „Ich war da vorbelastet“, erzählt er lächelnd: Schoutens Vater war Hausmeister des großen Hansa-Hauses am Krefelder Hauptbahnhof. Behörden wie Post, Polizei und Verwaltung waren dort untergebracht — und der kleine Wolfgang war in den Büros gerne gesehen. „Das war hochspannend für einen Jungen“, erinnert er sich.

Am 8. Oktober 1952 in Krefeld geboren, hatte er zunächst aber einen ganz anderen Beruf ergreifen wollen: An der Berufsfachschule lernte Schouten Elektrotechnik. Das Handwerkliche sei aber nicht seine Welt gewesen: „Den ganzen Tag Schlitze zu kloppen, machte mir keinen Spaß.“ Deshalb folgte der Wechsel ins Rathaus.

Wolfgang Schouten startete ganz klassisch eine Verwaltungslehre in Krefeld. Am Schöne-Institut, das heute Studieninstitut Niederrhein heißt, holte er während der Ausbildung sein Fach-Abitur nach. In Tönisvorst arbeitete er zunächst im Standesamt. Bis heute führt er Trauungen durch. Später wechselte er als stellvertretender Leiter ins Ordnungsamt. Die vielfältige Arbeit dort habe er „lieben gelernt“, betont Schouten: „Das macht mir bis heute einen Riesenspaß.“

Ein Tag im Ordnungsamt sei nicht planbar. Immer wieder stoße man auf spannende Herausforderungen, die schnelle Entscheidungen erforderten. Chlorgas-Unfall im Schwimmbad, Granatenfund, Zwangseinweisung, Brände — all dies hat Schouten erlebt. Auch vor dem Kontakt mit der Presse sei ihm nie bange gewesen, sagt er schmunzelnd. Was ebenso für die manchmal notwendigen Konfrontation mit Bürgern und Politikern gelte.

„Herr Schouten, gut, dass ich Sie treffe. . .“ Diesen Satz bekam der Vorster oft zu hören, wenn er privat unterwegs war. Häufig ging es dann um Bußgelder, die jemand nicht zahlten wollte. Schouten ließ sich nicht erweichen — und habe bei seinen Gesprächspartnern punkten können, wenn er von eigenen Knollen erzählte, die auch er habe bezahlen müssen.

Von seinem damaligen Chef Walter Schöler habe er im Ordnungsamt viel gelernt, sagt Schouten. Als der SPD-Politiker 1992 Bundestagabgeordneter wurde, löste er ihn — zunächst kommissarisch — als Amtsleiter ab. Schon neun Jahre zuvor hatte er die Prüfung als Diplom-Verwaltungswirt bestanden.

Eine schöne Zusammenarbeit habe es später auch mit dem Leiter des Rechtsamtes gegeben: Mit Thomas Goßen, heute Bürgermeister, teilte sich Schouten das Vorzimmer. „Und wir haben uns auch gegenseitig vertreten.“

Seit 2012 ist Schouten als Fachbereichsleiter C unter anderem noch für das Personal, den Bürgerservice und den Bereich „technische Unterstützung“ zuständig. 43 Frauen und Männer gehören zu seinem Team. „Ohne diese guten Mitarbeiter und Abteilungsleiter wäre das alles nicht machbar.“

Die Arbeit sei immer komplexer geworden, sagt Schouten und nennt ein markantes Beispiel: Die Veranstaltungssicherheit sei früher kein großes Thema gewesen. Nach dem Loveparade-Unglück und verstärkt noch durch den Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt habe sich das völlig verändert.

Am 27. April ist Schoutens letzter Arbeitstag. Zum Abschied wird es eine Feier im Rathaus geben. Langeweile wird er auch danach nicht kennen: Weiterhin möchte er Geschäftsführer des Bürgerbus-Vereins bleiben, dessen Gründung er vor 19 Jahren selbst initiiert hatte. Auch im Verein zur Förderung der öffentlichen Gesundheits- und Altenpflege bleibt er aktiv. Nicht zuletzt weitet er seine Arbeit als Dozent des Studieninstituts Niederrhein aus. Dort gibt er seit Jahren seine beruflichen Erfahrungen an Verwaltungsmitarbeiter weiter.

Und was ist mit dem Ruhestand? „Ich habe mir auch vorgenommen, den Tag entspannter zu genießen“, beruhigt Wolfgang Schouten. Schließlich habe die Familie immer viel Rücksicht auf seinen Job genommen. Künftig wird er also mehr Gelegenheit haben, mit Ehefrau Petra und den beiden Hunden eine Runde zu joggen — oder aber die alte Märklin-Eisenbahn in seinem Haus in Vorst zu pflegen.

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