Tönisvorst Ilse Backhaus hatte immer ein gutes Gefühl mit ihrem Anna-Haus

Die 65-jährige St. Töniserin hat Grund zum Feiern: Ihre Initiative für eine Zuflucht zum Reden ging vor zehn Jahren an den Start.

Tönisvorst: Ilse Backhaus hatte immer ein gutes Gefühl mit ihrem Anna-Haus
Foto: Friedhelm Reimann

St. Tönis. Den Geburtstag innerhalb ihrer Familie hat Ilse Backhaus schon gefeiert, aber nun steht eine weitere Feier ins Haus, bei der ihr viele Menschen nahe sein wollen, denen die 65-Jährige im Laufe der vergangenen Jahre ein stückweit auf deren Lebenswegen geholfen hat. Die St. Töniserin ist die Begründerin des Anna-Hauses und des dazu gehörigen Klön-Cafés sowie des Flüchtlingscafés „Come together“.

Angefangen hat alles vor nunmehr 26 Jahren. Damals zog ein Werbebrief über ein Seminar betreffend die traditionelle chinesische Medizin die Aufmerksamkeit von Backhaus auf sich. „Ich bin zu dem Seminar gegangen, bei dem ein chinesischer Arzt in Deutsch und Englisch referierte. Ich war fasziniert, mit welcher Einfachheit er erklärte und zeigte, wie man die eigene Mitte wieder erreichen kann“, erinnert sich die St. Töniserin.

Es folgten weitere Seminare. Irgendwann entstand der Wunsch in ihr, die an sich simplen Vorgehensweisen allen Menschen zugänglich zu machen. Backhaus absolvierte ein Heilpraktiker-Studium und schloss eine psychologische Ausbildung neben ihrer eigentlichen beruflichen Tätigkeit als Sekretärin im Antoniuszentrum ab.

1996 hatte Backhaus Aus- und Fortbildungen abgeschlossen. Sie gab ihren vorherigen Beruf auf. Sie wollte in die Heilpraktikerrichtung gehen. Es sollte anders kommen: ein Pflegefall in der Familie. Die nächsten vier Jahre standen ganz im Zeichen von Tante Lotte.

„Wenn es nicht so gekommen wäre, wäre das Anna-Haus nicht entstanden. Durch Tante Lotte bin ich in eine fürsorgliche Rolle gekommen. Das hat mich geprägt.“ Während der Pflege von Tante Lotte suchten Menschen Backhaus auf, die auf der Suche nach Hilfe für die Seele waren oder einfach eine Beratung brauchten.

In ihr reifte die Idee einer Anlaufstelle, wo man sich alles von der Seele reden kann. „Es tut Menschen einfach nur gut zu reden. Das habe ich in der Zeit mit Tante Lotte gemerkt, die mir viel von sich erzählt hat“, sagt Backhaus.

Am 7. April 2007 startete die Anna-Haus-Initiative. In ihren eigenen vier Wänden bot sie anderen Menschen eine Zuflucht zum Reden an. Ein offenes Ohr und fachliche Beratung zeichneten das Anna-Haus vom ersten Tag an aus.

Durch eine Klientin entstand der Anstoß zum gleichnamigen Klön-Café. Ein Treffpunkt für alle Menschen, die einfach für ein paar Stunden den Alltag hinter sich lassen möchten. Ein Ort des Lebens, aber auch der Stille, denn wenn Besucher eine Auszeit für ein persönliches Gespräch brauchen, nehmen sich Backhaus und ihre Helfer auch Zeit dafür.

Ziele hätte sie nie gehabt, sie sei einfach mitgegangen und habe zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Menschen getroffen, die ihr den Weg gezeigt hätten, meint die 65-Jährige. Dazu gehörte unter anderem auch Pater Martin. Backhaus selber schloss sich so vor vier Jahren dem Kloster in Himmerod als Oblatin an. Dort tankt sie nicht nur selber Kraft auf, sondern unterrichtet zudem in Meditation.

„Die Idee vom Anna-Haus wurde mir immer wieder bestätigt. Zu sehen, dass es richtig war, diesen Weg zu gehen, ist ein gutes Gefühl. Auch wenn es nicht immer leicht war, besonders, was die Finanzierung angeht“, betont Backhaus. Nichtsdestotrotz würde sie gerne nach ihrem 65. Geburtstag kürzer treten und hofft einen entsprechenden Nachfolger aus ihrem Team zu finden. Denn eins ist wichtig: Das Anna-Haus mit seinen Angeboten soll weiterbestehen.

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